Das war mein NaNoWriMo 2016

Published by Laura Kier on

Die Zeit verfliegt viel zu schnell. Eigentlich wollte ich jeden Tag einen Beitrag zum NaNoWriMo verfassen, aber ich habe schnell gemerkt, dass es mir zu viel wurde. Immerhin ein Ziel habe ich erreicht: Jeden Tag habe ich mein Tagessoll getippt. Dennoch …

Die eigenen Wünsche

Ursprünglich wollte ich mehr. Mein Plan war es einen doppelten NaNoWriMo zu schaffen, also statt 50.000 Wörtern 100.000 Wörter. Das habe ich nicht geschafft. Anfangs lief es gut und alles sah vielversprechend aus. Aber mit jedem Tag wurde es anstrengender. Ich brauchte viel Zeit, um mich zu überzeugen überhaupt anzufangen. Dann flossen zwar Sätze zu Papier, aber ich musste zahlreiche Pausen einlegen. Meine Gedanken waren nicht bei der Sache. Konzentrieren fiel mir schwer und manchesmal musste ich mich regelrecht zwingen, zu tippen.

Wenigstens das Tagessoll von 1.667 Wörtern wollte ich schaffen. Mein Ziel war es eine schöne, grüne Statistik für mich zu haben. Das habe ich erreicht. Nun stehen da 72.774 Wörter auf meinem Counter. Rückblickend bin ich stolz auf meine Leistung. Es entspricht nicht dem, was ich ursprünglich wollte, aber ich habe enorm viel geleistet.

NaNoWriMo 2016

NaNoWriMo Immergrün

Mein November verlief vollkommen anders als geplant. Es kamen Termine und andere Projekte dazwischen. Zudem hatte ich gesundheitlich zu kämpfen. Immer wieder bin ich in psychische Tiefs gefallen, aus denen ich nur schwer wieder rauskam. Dazu kam die körperliche Erschöpfung und Konzentrationsprobleme, die mir immer wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Von daher habe ich allen Grund stolz auf mich zu sein. Der beste Schreibmonat in diesem Jahr. Nur der NaNoWriMo letztes Jahr hat mir mehr Wörter gebracht. Aber sind Wörter wirklich alles?

Wörter vs. Plot

Um meine Frage zu beantworten: nein. Was wirklich zählt, sind die Geschichten. Ein hohes Schreibtempo wie im November hilft mir zwar, zügig voranzukommen und Lücken zu schließen, aber Wörter nur um der Anzahl wegen zu tippen ist und war nie mein Ziel. Mir ist wichtig, dass auch meine Rohfassung bereits eine gute Qualität hat. Ich denke, das ist mir gelungen. Natürlich muss ich den Text gründlich überarbeiten, aber der erste Entwurf ist grundsätzlich lesbar und geht in die richtige Richtung.

Die Richtung ist auch so ein Punkt. Schattenjäger als dritter Band von meiner Reihe „Der Träumer von Seraan“ ist wie die ersten beiden Bände in drei Teile gegliedert. Beim ersten Teil konnte ich mich gut an meinem ursprünglichen Plot entlang hangeln. Im zweiten Teil bin ich allerdings weit davon abgewichen. Für mich als primärer Bauchschreiber kein größeres Problem, auch wenn der erste Teil mit Plot eine interessante Erfahrung war. Allerdings habe ich für mich wieder bewiesen: Viel Zeit in einen Plot zu investieren lohnt sich nicht. Lieber den Charakteren folgen. Sie führen mich durch die Geschichte. Genau dabei hilft mir das Vielschreiben.

Je intensiver ich schreibe und je mehr Wörter auf dem Papier landen, desto besser kenne ich meine Welt. Die Charaktere lenken mich und zeigen, wohin es gehen soll. Dadurch werden zwar oft meine ursprünglichen Plotideen über den Haufen geworfen, aber die Texte werden intensiver und lebendiger. Die Handlung ist stimmiger, weil alles aufeinander aufbaut. – Damit hat mir auch dieser NaNoWriMo bewiesen, dass ich mir selbst vertrauen kann und mich ohne Plot in Projekte wagen darf, die mich interessieren.

Es geht weiter

Schattenjäger ist wie vermutet im November nicht fertig geworden. Es fehlen noch ca. 45.000 Wörter in 11 Kapiteln. Mein Ziel ist es demnach jetzt nicht die Füße hochzulegen und mich darauf auszuruhen, was ich im November geschafft habe, sondern den Roman zu beenden. Mein Traum wäre es Ende diesen Jahres mit meiner Reihe „Der Träumer von Seraan“ abzuschließen. Ob ich es schaffe, werde ich sehen. Ab und an werde ich gerne hier berichten und vielleicht einen kleinen Schnipsel teilen.

Auch heute möchte ich noch einen Ausschnitt aus meinen November-Wörtern zeigen. Es ist viel passiert und alles zusammenzufassen, würde zu weit führen. Deshalb habe ich eine Szene rausgesucht, die hoffentlich auch so verständlich ist.

Parina stellte sich auf die Zehenspitzen und verneigte sich tief. Als sie wieder hochkam, sagte sie: »Vielleicht hast du tatsächlich recht. Ich habe immer getanzt. Nur in den letzten Monaten nicht. Die Garde hat es verboten.«
»Aber selbst das konnte sie nicht vollkommen unterbinden.« Ruana ging auf sie zu. »Erinner dich an unsere Tänze im Dunklen. Wir haben uns vorgestellt, lauter Sterne würden um uns herum schweben und jemand käme, um uns zu retten. Ein Ritter vielleicht.«
Parina musste lachen. »Ja, das war schön. Aber schon damals habe ich gewusst, dass es nicht so einfach würde. Meine Eltern hatten mir beigebracht, dass niemand kommen wird, um mir zu helfen. Ich kann mir nur selbst helfen. Meinen Weg gehe ich alleine.«
»Du hast weise Eltern.« Levina nickte der Tänzerin zu. »Dennoch brauchen wir manchmal Hilfe. Das musste auch ich lernen. Deshalb habe ich mich dafür entschieden, zu den Blitzsammlern zu gehen. Wir sind eine Gemeinschaft und unterstützen uns gegenseitig. Jeder lebt sein eigenes Leben, aber dabei genießen wir die Vorteile, die eine Zusammenarbeit bringt. Jeder hat andere Fähigkeiten und Interessen. Dadurch können wir optimal füreinander sorgen. Prem liebt Maschinen. Er verbessert sie und denkt sich neue Methoden aus, die uns den Alltag erleichtern könnten. Ganz und gar nicht meine Welt. Dafür erzähle ich gerne Geschichten. Ich gehe darin auf, wenn ich in den Augen meiner Zuhörer das Erstaunen lesen kann. Sie tauchen ein in die Gedanken und Ideen, die ich für sie erschaffe. Ich nehme an, ähnlich ist es bei dir, Parina, wenn du tanzt. Du faszinierst die Zuschauer und bist ganz du selbst. Jeder von euch hat so eine Gabe. Ihr müsst euch nur trauen, sie zu entdecken. Wir sind nicht die Garde. Niemand von uns wird euch vorschreiben, welchen Weg ihr zu gehen habt.«
Laura Kier, „Der Träumer von Seraan – Schattenjäger“ (Ausschnitt aus Kapitel 19, Rohfassung)

Vielen Dank, dass du mich auf meinem Weg durch den NaNiWriMo begleitet hast. Es war ein intensiver Monat, der mich nicht nur einmal hat zweifeln lassen. Aber ich habe es geschafft. Jetzt stehe ich als Gewinner vor dir und freue mich auf weitere interessante Schreiberfahrungen.

NaNoWriMo 2016 - Winner

Wie sieht es mit dir aus?

Wie ist es dir im November ergangen? Falls du auch am NaNoWriMo teilgenommen hast, wie lief es bei dir? Falls nicht, hattest du Ziele für den November und sie erreicht? Klopf dir selbst auf die Schulter.



Laura Kier

»Träume verändern die Zukunft. Doch erst wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!« Mit diesen Worten in Gedanken, schafft Laura Kier magische, mystische und vielleicht auch gefährliche Welten voller Abenteuer, die Lichtfunken in dein Leben tragen können. Sie lädt mit ihren Texten Leser:innen ein, den eigenen Träumen zu folgen. Neben dem Schreiben genießt sie die Natur, liebt das Leben und ist vielfältig kreativ unterwegs, wenn ihre beiden verspielten Katzen es erlauben.

2 Comments

Vanessa · 2. Dezember 2016 at 09:19

Toll, dass der November für dich so ein Erfolg war! Auch dein kleiner Ausschnitt ist sehr schön zu lesen.

Genau wie du wollte ich auch jeden Tag meine Wörter schreiben und gleichzeitig eine gewisse Qualität aufrechterhalten. Ich glaube, letzteres ist mir nicht immer gelungen, aber gegen Ende des Monats habe ich wenigstens an etwas anderem geschrieben anstatt ohne konkrete Idee von meinem Plot weiterzumachen.

Die Sache ist die: In diesem Roman wollte ich von Anfang an Dinge andeuten, die später passieren, um die Leser neugierig zu machen und dann ein großes Aha-Erlebnis zu schaffen. Das kann ich nicht, wenn ich mich von den Charakteren leiten lasse ohne selbst genau zu wissen, was nachher passiert. Wie hältst du das? Baust du foreshadowing ein, wenn du den ersten Entwurf überarbeitest oder dann den zweiten schreibst?

    Laura Kier · 2. Dezember 2016 at 10:42

    Ich freue mich, dass dein Nanowrimo auch ein Erfolg war.

    Foreshadowing nutze ich durchaus. Auch schon im ersten Entwurf. Ich habe oft schon vieles im Kopf. Aber dadurch, dass ich es nicht aufschreibe bin ich flexibler. Außerdem fällt mir oft beim Schreiben selbst ein, wofür ich manche Elemente später brauche.

Schreibe einen Kommentar zu Vanessa Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner