NaNoWriMo2016 – Tag 4

Published by Laura Kier on

Manchmal denke ich darüber nach, warum das Schreiben nicht immer flüssig sein kann. Heute war wieder so ein Tag. Ein Wort ergab einen Satz, wurde zu einem Abschnitt und schon war das Kapitel fertig. Ich musste mich regelrecht zwingen, Pausen einzulegen. Aber es hat so viel Spaß gemacht. Zwar war es auch ein kleinwenig ekelig, doch es passt alles zusammen.

Bevor du fragst: Ja, Tairyn tut mir Leid. Trotzdem brauche ich dieses Scheusal von Lehrmeister. Natürlich ist der Lifrier Rajun heute auch aufgetaucht, dennoch schiebe ich ihn erst einmal zur Seite. Von einer lieben Freundin habe ich nämlich ein perfekt passendes Bild zur Stimmung meiner Protagonistin in meinen Ordnern gefunden (vielen Dank, dass ich es als Beitragsbild benutzen darf!). Das kann ich dir nicht vorenthalten.

Infektion

Schimmel, Dreck und Ungeziefer? Tolles neues Zuhause.

Du kannst dir vorstellen, dass Tairyn alles andere als begeistert ist, als sie sieht, was der Pilzzüchter Wern für sie bereithält. Aber lies selbst:

Tairyn musste sich zusammenreißen, um nicht vor ihm in Tränen auszubrechen. Wie sollte sie das schaffen? Es war ekelig. Der Gestank ließ einen Würgereiz in ihr entstehen und alleine der Gedanke an die Wucherungen überall in den Bergen von Schmutz stellten ihr die feinen Härchen auf. Ganz und gar nicht, was sie sich vorgestellt hatte. Wenigstens Ordnung hatte sie erwartet. Aber keine Pilzzucht in den eigenen Räumen. Entmutigt ging sie zurück zu der hinteren Tür und füllte den Eimer mit dem Wasser aus der Pumpe. Es war immer noch braun. Immerhin roch es besser, als die abgestandene Brühe in dem Auffangkübel. Das Wasser kippte sie in einen Kessel über dem kläglichen Feuer. Dann räumte sie den Bottich frei von Geschirr und holte einen weiteren Eimer, den sie mit dem heißen Wasser mischen wollte. Fehlte noch Seifenkraut und vielleicht eine Bürste. Ihr Blick fiel auf die Schränke, deren Türen kaum schlossen. Einen nach dem anderen durchsuchte sie, bis sie wusste, wo was hingehörte. Viele der Regale waren leer. Vermutlich die Plätze, wo das dreckige Geschirr eigentlich stand. Eine gute Möglichkeit, dort mit dem Putzen anzufangen. Darauf tauchte sie Seifenkraut in den Eimer, schnappte sich die gefundene Bürste und begann zu scheuern.
Müde und völlig am Ende ihrer Kräfte stand Tairyn nach einiger Zeit vor dem Waschzuber. Einen Teller nach dem anderen tunkte sie in das warme Wasser, befreite ihn von Schimmel und Schmutz. Der Pilzzüchter hatte sich mittlerweile neben sie gesetzt und erklärte ihr bei jedem neuen Pilz, um welche Art es sich handelte und wie sie ihn von anderen unterscheiden konnte. Jedes Mal musste sie benennen, was sie vor sich hatte. Dabei wollte sie nur noch schlafen. Erstaunlicherweise prägte sie sich aber nach und nach die Namen ein und was ihre Eigenarten waren. Bislang keine Heilpilze, dennoch kein unwichtiges Wissen. Hatte er mit Absicht alles so verwahrlost, um ihr eine erste Lektion zu erteilen? Darüber musste sie später nachdenken. Ihre Gedanken verschwammen immer mehr im Nebel.
Laura Kier, „Der Träumer von Seraan – Schattenjäger“ (Ausschnitt aus Kapitel 5, Rohfassung)

Irgendwie finde ich es fies, dass ich sie durch diese Hölle schicken muss. Aber ohne wäre ja auch langweilig, oder?

Wie sieht es mit dir aus?

Magst du es lieber, wenn alles Friede und Freude ist oder bist du jemand wie ich, der Charaktere gerne stolpern sieht, nur um anschließend zu bewundern, wie sie wieder aufstehen?



Laura Kier

»Träume verändern die Zukunft. Doch erst wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!« Mit diesen Worten in Gedanken, schafft Laura Kier magische, mystische und vielleicht auch gefährliche Welten voller Abenteuer, die Lichtfunken in dein Leben tragen können. Sie lädt mit ihren Texten Leser:innen ein, den eigenen Träumen zu folgen. Neben dem Schreiben genießt sie die Natur, liebt das Leben und ist vielfältig kreativ unterwegs, wenn ihre beiden verspielten Katzen es erlauben.

6 Comments

pyon · 6. November 2016 at 00:17

Wieder ein wirklich schöner Schnipsel von dir! Nur an Herausforderungen kann man wachsen, also ist es schon gut, dass du Tairyn ein wenig forderst und mit unangenehmen Situationen konfrontierst!
Ich muss sagen, dass ich meine Charaktere auch oft und gerne vor Herausforderungen stelle. Ich sehe sie gerne wachsen, sehe gerne, wie sie sich weiterentwickeln, damit sie all das, was ich noch für sie bereit halte ebenfalls überstehen können! 🙂

    Laura Kier · 6. November 2016 at 00:40

    Ganz meine Meinung. Genau das hat ihr heute auch klipp und klar der Wind gesagt. – Das wäre eigentlich auch eine schöne Szene zum Schnipseln gewesen. Verdammt. Warum ist mir das nicht vorher eingefallen? Hach, weil du mich mit deinen Kommentaren so motivierst, will ich dir diesen Schnipsel nicht vorenthalten. Ich hoffe, er gefällt dir.
    Von der Chronologie her spielt er nach dem Schnipsel von Tag 4 und vor dem Schnipsel von Tag 5.

    „Sei gegrüßt, Menschenkind“, säuselte eine Stimme.
    „Der Wind“, meinte Rajun in ihrem Kopf.
    „Was?“ Tairyn sah sich um. „Du hast meinen Ruf erhört?“ Tränen standen in ihren Augen. „Vedis hat mir erzählt, dass ihr geholfen habt, die Goldene Taube zu reinigen. Ich weiß nicht, wie ich das hier schaffen soll. Würdet ihr mir bitte auch helfen?“
    Eine Böe ergriff ihre Haare und zerrte daran. Weg vom Fenster und hinein in die Hütte. „Weißt du, es gibt unterschiedliche Gründe, weshalb wir jemandem helfen. Du brauchst unsere Hilfe nicht. Es ist unangenehm für dich. Natürlich. Aber es würde schlimmer sein, wenn du es schaffst, das Haus zum Glänzen zu bringen, bis dein Lehrmeister zurück ist. Sei lieber langsam.“
    Darüber musste Tairyn nachdenken. Rajun half ihr, indem er erklärte: „Vedis musste beweisen, dass sie gewisse Fähigkeiten hat. Du aber solltest sie im Verborgenen halten.“
    „Wie schaffe ich es, das alles durchzustehen?“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Sie wollte sich in einer Ecke zusammen rollen und nicht mehr wieder aufstehen.
    „Wir helfen dir. Rajun ist bei dir und kann dich unterstützen. Ich werde mit dem Schnee sprechen. Vielleicht können wir dafür sorgen, dass ein Schneerutsch die hintere Tür wieder freiräumt.“ Der Wind streichelte über ihre Wange. „Du brauchst nicht traurig sein, Menschenkind. Diese Prüfung wird dich stärker machen.“
    Laura Kier, „Der Träumer von Seraan – Schattenjäger“ (Ausschnitt aus Kapitel 6, Rohfassung)

      pyon · 6. November 2016 at 10:31

      Oh, der Schnipsel gefällt mir auch sehr gut!
      Mir gefällt die Sanftheit des Windes, die ich mir sehr gut in seinen Worten vorstellen kann. Und manchmal braucht man diese Worte und diese Motivation, um sich Herausforderungen stellen zu können! Sehr schöner Schnipsel 🙂

        Laura Kier · 6. November 2016 at 10:36

        Danke dir! Ich hoffe, so kann ich halbwegs ein Gegengewicht zaubern, zu den ganzen anderen fiesen Dingen, damit sie eine kleine Verschnaufpause hat.

hero · 6. November 2016 at 10:02

Das ist wirklich eklig, aber schön geschrieben. Vor allem, dass nicht mal sauberes Wasser zum Putzen da ist, finde ich persönlich richtig gemein.

    Laura Kier · 6. November 2016 at 10:35

    Danke dir, meine Liebe. Ja, manchmal kann ich auch etwas fieser sein. Ob du auf mich abgefärbt hast? *pfeif* Aber es passt einfach so gut. Heute wird sie jedenfalls getröstet. 🙂

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