Steine auf dem Lebensweg

Published by Laura Kier on

Wege entstehen dadurch, dass wir sie gehen.
Franz Kafka

Ich bin davon überzeugt, jeder kennt das Gefühl, wenn der sonnige Weg durch den Garten des eigenen Lebens über Nacht plötzlich zugewuchert ist. In anderen Momenten sind es viele Steinchen, die nicht zu einem Kiesweg werden, der uns weiter voran trägt, sondern zu einer Mauer, die unüberwindbar scheint.

Aber ist es nicht unsere eigene Entscheidung, ob aus den Steinen eine Mauer oder ein Kiesweg wird? Wie also kann ich es schaffen, es so zu halten wie Franz Kafka und zu sagen: „Wege entstehen dadurch, dass wir sie gehen“?

Unüberwindbare Mauern?

Eigentlich wollte ich heute einen Beitrag zum Thema „Überarbeiten meiner Rohfassungen“ schreiben. Doch in den letzten Tagen sind so viele Steine in meinen Garten gekullert, dass diese vor mir aufragten, wie unüberwindbare Mauern. Jedes Wort, das ich zum Stutzen meiner Rosensträucher verfassen wollte führte zu einer Blockade. Einer Schreibblockade, die ich nicht überwinden wollte. Deshalb habe ich mich dazu entschieden diesen Punkt für mich zu nutzen. Jede noch so hohe Mauer, all die verschütteten Wege, müssen nicht bedeuten, dass ich stehen bleiben soll und voller Angst an die Zukunft denke. Auch wenn es noch so aussichtslos scheint, so endet das Leben nicht einfach – und das ist gut so!

Heute bin ich froh, dass mich gleichzeitig viele Dinge versuchen zu überrollen, mit denen ich lernen muss, umzugehen. Es ist eine Herausforderung. Vor allem aber auch ein Wagnis, das ich bereit sein will einzugehen. Ich muss nicht immer wissen, wohin die Pfade in meinem Leben führen. Manchmal ist auch eine Überraschung schön. Vielleicht kann ich in meinem Garten eine neue Pflanze entdecken, die ich sonst nicht betrachtet hätte. Oder der Weg führt mich zu einem Platz, von dem aus ich den Sonnenuntergang in Mitten von einigen Dünen beobachten kann und dem Rauschen des Meeres lausche.

Wo auch immer meine Füße mich hintragen, die Zuversicht, dass es weiter geht – egal, was geschieht – ist es, die mich auch schwere Zeiten überstehen lässt. Plötzlich werden hohe Schlossmauern zu einer niedrigen Wand, in der Blumen wachsen und Tiere leben.

Wünsche und Hoffnungen nutzen

Ohne jegliche Perspektive, wie es weiter gehen könnte, bleibt man unweigerlich stehen. Man tritt auf der Stelle und weiß weder ein, noch aus. Aber muss dieser Zustand anhalten? Muss ich beim Schreiben oder im Leben allgemein, sagen: „Ich weiß nicht weiter, also geht es auch nicht weiter?“ Nein.

Beim Schreiben gibt es viele Tricks, die man nutzen kann, um an neue Ideen zu kommen. Brainstorming, MindMaps, StoryCubes, Plotgeneratoren und viele weitere Methoden, die helfen könnten, um die eigene Ideenquelle wieder aufzufüllen – darüber möchte ich in einem späteren Beitrag ausführlicher berichten. Was hindert mich daran, diese Techniken für mich selbst zu nutzen? Für den Weg, der in eine unbekannte Zukunft führt. Ich habe Wünsche, Träume, Hoffnungen und Ziele, die ich verwirklichen möchte. Manche wirken so groß wie ein Berg, beinahe unerreichbar. Doch wenn ich mir den Berg genauer ansehe, bemerke ich, dass auch dieser aus ganz vielen kleinen Steinen besteht. Steine, die zu einem Pfad aus Kieselsteinen werden können, wenn ich zulasse, dass ich Schritt für Schritt voran gehe.

Steine

Steine auf dem Lebensweg?

Niemand sagt, dass ich den Berg an einem Tag erklimmen oder mein Garten in wenigen Stunden erblühen muss. Alles braucht seine Zeit. Pflanzen müssen wachsen, Tiere eine neue Heimat (möglicherweise in meiner neuen Steinmauer?) finden. Also sollte ich lernen, mit mir selbst geduldig zu sein und daran zu glauben, dass mit jedem Schritt, ein neuer Weg für mich entsteht. Solange ich in Bewegung bleibe, werden Möglichkeiten vor mir erscheinen. Ein Lavendelbusch, der süßen Nektar für Bienen und Hummeln bereit hält. Oder ich komme an einen Bach, der Wasser aus entfernten Regionen zu mir führt und damit auch neue Ideen mit sich trägt. – Die Wege sind unzählig.

Ab und an inne halten

In den letzten Stunden und Tagen habe ich viel darüber nachgedacht, wie es weiter gehen soll. Welche Möglichkeiten ich habe. Doch erst der Spruch von Franz Kafka, hat bei mir das entscheidende Samenkorn zum Keimen gebracht. Weiter gehen und auf die Zukunft vertrauen. Dennoch reichte mir dies nicht. Ich bin jemand, der sehr ehrgeizig und diszipliniert ist. Wenn ich mir einen Plan in den Kopf setze, dann ziehe ich diesen auch durch. – Das kann aber schnell bedeuten, dass ich mich unnötig unter Druck setze und versuche, an einem Tag meinen ganzen Garten umzugraben.

Möglicherweise ist es also doch nicht entscheidend, immer in Bewegung zu bleiben. Auch inne halten und die Zukunft auf sich zukommen lassen, können genauso wertvoll sein. Wie schon bei meiner Betrachtung zum Plotten merke ich, dass die Mischung wichtig ist. Ab und an stehen bleiben, die Aussicht genießen und nach neuen Wegen Ausschau halten. Dann wieder einige Schritte gehen und dem eigenen Weg folgen.

Für mich bedeuten die neuen Steine nun folgendes: sie sind Wegmarken, die mir helfen sollen, meinen eigenen Weg zu überdenken, um dann weiter zu gehen und meinen Pfad neu entstehen zu lassen.

Wie sieht es mit dir aus?

Wie gehst du mit Problemen um? Schlägst du dich trotzdem weiter durch den Dschungel auf deinem Pfad oder versuchst du einen Weg um den Berg herum zu finden?

Ausblick

Da der obrige Beitrag keinen Aufschub duldete, werde ich mich in meinem nächsten Beitrag endlich diesem Thema widmen: Keine meiner Rohfassungen ist perfekt. Genau wie ein Rosenstrauch müssen diese gestutzt, beschnitten und gedüngt werden. Am Freitag, den 29.1., möchte ich zeigen, wie aus meinem wild wucherndem Busch ein Strauch voller Rosen wird.

Bevor ich diesen Beitrag schließe, möchte ich mich bei meinem Freund, Heroine und Rajou bedanken, die mir besonders in den letzten Tagen geholfen haben, dass ich nicht aufgebe und meinem Weg weiter folge, auch wenn es zeitweise noch so aussichtslos erscheint.



Laura Kier

»Träume verändern die Zukunft. Doch erst wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!« Mit diesen Worten in Gedanken, schafft Laura Kier magische, mystische und vielleicht auch gefährliche Welten voller Abenteuer, die Lichtfunken in dein Leben tragen können. Sie lädt mit ihren Texten Leser:innen ein, den eigenen Träumen zu folgen. Neben dem Schreiben genießt sie die Natur, liebt das Leben und ist vielfältig kreativ unterwegs, wenn ihre beiden verspielten Katzen es erlauben.

2 Comments

Rhiannon · 26. Januar 2016 at 10:22

Diese Steine kenne ich auch sehr gut, ebenso wie die Mauern, die sich manchmal so plötzlich aufbauen, dass man mit Volldampf dagegenläuft.
Ich glaube aber, dass sie noch einen anderen Sinn haben, als uns dazu zu bringen, inne zu halten, oder sie zu Kieselsteinen auf dem Weg zu verwandeln. Ich denke, manchmal muss man auch über die Mauer klettern und stellt dabei fest, dass man höher springen kann oder kräftiger ist, als man geglaubt hat. Oder dass plötzlich unverhofft jemand auftaucht, um einem die Räuberleiter zu machen.
Das ist in meinen Augen auch einer der positiven Aspekte von Mauern.

    Laura Kier · 26. Januar 2016 at 15:57

    Diese Gedanken gefallen mir verdammt gut! Daran habe ich tatsächlich gar nicht gedacht. Sollte ich aber mal tun. Danke für diese Inspiration.

Schreibe einen Kommentar zu Laura Kier Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner