Wenn der Zweifel an die Gartenpforte klopft

Published by Laura Kier on

„Andere sind besser als ich.“
„Mir fehlt die Übung.“
„Ich brauche noch mehr Zeit, damit es perfekt wird.“
Ich bin sicherlich nicht die Einzige, die sich mit derartigen Gedanken und Ausreden plagt. Zweifel und Ängste versuchen bei mir oft genug Hoffnung und Zuversicht zum Schweigen zu bringen. Aber muss das sein?

Nein. Natürlich gibt es bei mir Tage, an denen nichts so funktioniert, wie ich will. Aber gerade dann brauche ich Strategien, um meine Zweifel in Schach zu halten, damit ich sagen kann: „Hinter der Hecke, könnt ihr gerne zusehen. Ich weiß, dass ihr da seid, aber ich lasse mich von euch nicht aufhalten.“ Manchmal leichter gesagt, als getan. Dennoch beweise ich mir selbst immer wieder, dass es funktionieren kann.

Den Zweifeln auf der Spur

Wenn die Zweifel so hartnäckig an mir zerren wie Kletten, die sich in meinen Haaren und meiner Kleidung verfangen, ist es alles andere als einfach diese abzuwehren. Daher ist für mich der erste Schritt zu erkennen, dass Selbstzweifel gerade wieder dabei sind, mich abzuhalten, meinen Weltengarten zu pflegen. Anzeichen hierfür sind oftmals Ausreden. Ausreden, warum ich gerade nicht kreativ sein kann oder will. Rechtfertigungen, weshalb ich lieber Recherchiere als zu schreiben. All diese Gedanken und Worte sind für mich wie Regenwolken am Himmel, die mir zeigen: Sieh zu, dass du regenfeste Kleidung anziehst, um dein Vorhaben weiterzuführen.

Titus Müller schrieb in einem Federwelt-Artikel zum Thema Selbstzweifel:

Sie [Autoren, denen er begegnet ist] besitzen eine außergewöhnliche Zähigkeit. Sie verfolgen mit Wut, mit Leidenschaft, mit Zärtlichkeit ihr Ziel, bis das Buch fertiggestellt ist.
Titus Müller „Wie ich es schaffe, trotz Selbstzweifeln produktiv zu sein“ (Federwelt, Ausgabe 109; ISSN: 1439-8362)

Dieser Satz bestätigt mich darin, trotz Zweifeln nicht aufzugeben. Weiterzumachen, meinem Weg zu folgen. Aber welche Kleidung brauche ich, um den Regenguss sicher zu überstehen? Einen Regenschirm, der mir vom ersten Sturm entrissen wird? Gummistiefel, die womöglich in der aufgeweichten Erde stecken bleiben? – Stopp. Diese und ähnliche Fragen sind es, die meine Zweifel nähren. Deshalb brauche ich Erinnerungen, die mich davon abhalten, mein Gedankenkarussell weiter anzutreiben und stattdessen darüber nachzudenken, woher diese negativen Gedanken kommen.

Hilfreich sind für mich Sprüche auf Karten, in Kalendern oder auf Erinnerungszetteln, die meinem Denken eine neue Perspektive geben.

Nur Mut!
Ob eine Sache gelingt, erfährst du nicht, wenn du darüber nachdenkst, sondern wenn du es ausprobierst.
Werner Bethmann

Besonders dieser Spruch, auf einer Karte, die neben meinem Bett liegt, begleitet mich tagtäglich. Jeden Abend werfe ich einen Blick darauf, ebenso wie morgens beim Aufstehen. Dadurch erinnere ich mich bei Blockaden daran, wodurch ich leichter einen Schritt zur Seite gehen kann. Meistens bringt mir diese Erinnerung den nötigen Abstand, um zu erkennen, weshalb ich über meinen Texten wie ein Adler kreise und nicht bereit bin, mich ihm zu nähern, um den wahren Grund für meine Zweifel zu erkunden. Dann habe ich zwei Möglichkeiten: Ich erkenne die Probleme, die mich blockieren und kann versuchen, sie zu lösen, oder meine Zweifel sind unbegründet. Bei unbegründeten Zweifeln habe ich mir einen Werkzeugkasten zusammengestellt, mit dem ich aktiv daran arbeiten kann, neue Pflanzen in meinen Garten anzusiedeln oder bestehende zu pflegen, obwohl ein Regenschauer nach dem nächsten auf mich herab tropft.

Meine Werkzeuge gegen Zweifel

Wie einfach wäre es, wenn man bei aufkeimenden Zweifeln in eine Kiste greift, ein Wundermittel hervorzieht und es wirkt. Der Zweifel ist weg. Schreiben, kreativ sein und positiv Denken sind wieder möglich. – Schön wäre es. Trotzdem leider nur selten Realität.
Am schwierigsten ist für mich immer der erste Schritt. Den nötigen Abstand finden, um zu erkennen, dass ich einen Blick in meine Werkzeugkiste werfen sollte. Habe ich dies geschafft, dann warten auf mich unterschiedliche Methoden und Erinnerungen.

Neben den bereits genannten Sprüchen und Texten zur Aufmunterung habe ich mir eine Liste mit Schreibausreden (PDF: Aktiv gegen Schreibausreden) angelegt, wo ich zu jeder Ausrede entsprechende Ermutigungen notiert habe, die mich davon überzeugen sollen, trotz Zweifeln zu Schreiben.
Auch befreundete Autoren, die eigene Familie oder andere liebe Menschen können hilfreich sein, wieder einen Zugang zum kreativen Arbeiten zu finden. Bei mir steht in derartigen Fällen eine kleine Armee aus Freunden und Familie bereit, die entweder den Regenschirm für mich halten oder mir helfen, indem sie etwas Unkraut aus meinem Garten zupfen. Liebe Worte, eine Umarmung, aber auch abgesprochene Ziele („Wenn du heute noch deine 1.000 Wörter tippst, dann Essen wir nachher ein leckeres Eis auf der Terrasse“) können ungemein hilfreich sein. Natürlich kann auch eine kleine Schlammschlacht eine gute Unterstützung sein, um sich freizukämpfen und mit neuem Ehrgeiz den Zweifel zu besiegen.

Besonders schätze ich einen Handschmeichler aus Speckstein, den ich 2013 für mich angefertigt habe. Beim bearbeiten des Steins habe ich mir bewusst vor Augen gehalten, woran mich der Stein erinnern soll, wenn ich ihn ansehe oder in den Händen halte.

Handschmeichler

Mein Erinnerungsstein ist ein Buch mit meiner Wolkenkatze
(einem Charakter aus einer Kurzgeschichtenreihe)

Es ist nicht wichtig, aus welchem Material dieser Handschmeichler besteht. Ebenso wenig ob selbst gemacht, gefunden oder gekauft. Wichtig ist nur, was du ganz persönlich damit verbindest.

Ein stetiger Wandel

So wie ich mich verändere, passe ich auch meinen Werkzeugkasten ständig an. Es kommen neue Ideen hinzu und nicht mehr funktionsfähige Utensilien werden entfernt. Andere Materialien lege ich bewusst in meinem Werkzeugkasten ab, die vorher keinen festen Platz hatten.
Aus dem Artikel von Titus Müller („Wie ich es schaffe, trotz Selbstzweifeln produktiv zu sein“ – Federwelt, Ausgabe 109; ISSN: 1439-8362) konnte ich für mich weitere Gedanken hinzufügen, die ich vorher nur unbewusst genutzt habe.

Überarbeiten geht immer. Ganz klar. Ein Leitsatz den ich schon lange verfolge, den ich nun aber bewusst in meinen Werkzeugkasten packe. Wenn ich mich gedanklich davon löse, ein Kunstwerk abliefern zu müssen, kann ich den Druck des Perfektionismus von mir nehmen. Jeder Text, den ich schreibe, hilft mir besser zu werden. Ich lerne neue Kniffe, verbessere meinen Sprachstil und kann meine Ideen vertiefen. Mein Ziel ist es schließlich nicht, dass eine Meisterwerk zu erschaffen, sondern mit diversen Texten meine Leser zu begeistern. Selbst wenn dies bedeutet, dass jedes meiner Bücher Ecken und Kanten hat und sich womöglich der eine oder andere an den übersehenen Dornen stößt.

Aus diesen vielen Ideen ergibt sich meine persönliche Liste aus Werkzeugen:

Für mich ist es wichtig geworden, diese Zweifel anzunehmen.

Selbstzweifel sind doch das Normalste von der Welt! Sie sind das Lampenfieber der Autoren und ein idealer Motor, dass man versucht, immer noch besser zu werden, als man gerade ist. […] Ich schreibe nicht die Bibel, ich schreibe einfach nur ein Buch.
Sabine Asgodom „Wecke den Coach in dir!“ (Interview; Federwelt, Ausgabe 95; ISSN 1439-8362)

Sabine Asgodom fasst diese Gedanken für mich gut zusammen. Nicht aufgeben, mit Ehrgeiz dabei bleiben und aus den Selbstzweifeln den Antrieb ziehen, den man selbst braucht, um sich zu verbessern.

Natürlich ist immer ein Blick über den Gartenzaun hilfreich. Wie ergeht es anderen? Bin ich vielleicht doch nicht allein mit meinen Problemen? Hierzu meine Abschlussfragen:

Wie sieht es mit dir aus?

Was tust du gegen Selbstzweifel? Hast du besondere Anzeichen, woran du diese erkennen kannst?

Ausblick

Am vergangenen Freitag habe ich darüber nachgedacht, was für mich hilfreich ist, um meine Rohfassungen zu prächtig blühenden Rosensträuchern heranzuziehen. Daran möchte ich kommenden Freitag, den 5.2., anknüpfen und über die Herzkönige unter den Beta-Lesern berichten.
Auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben.



Laura Kier

»Träume verändern die Zukunft. Doch erst wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!« Mit diesen Worten in Gedanken, schafft Laura Kier magische, mystische und vielleicht auch gefährliche Welten voller Abenteuer, die Lichtfunken in dein Leben tragen können. Sie lädt mit ihren Texten Leser:innen ein, den eigenen Träumen zu folgen. Neben dem Schreiben genießt sie die Natur, liebt das Leben und ist vielfältig kreativ unterwegs, wenn ihre beiden verspielten Katzen es erlauben.

2 Comments

Lemonbits · 1. Februar 2016 at 22:01

Hallo Eluin,

ein schöner Artikel. Du bist in der Tat nicht allein! 😉

Ein Buch, das genau dieses Thema anspricht und mich völlig umgehauen hat (auf eine radikal-motivierende Art und Weise), ist „The War of Art“ von Steven Pressfield. Ich habe mir vorgenommen, es mindestens einmal im Jahr zu lesen. Pressfield hat auch „Die Legende von Bagger Vance“ geschrieben, falls du das kennst.

Liebe Grüße
Lemonbits

    Laura Kier · 1. Februar 2016 at 22:14

    Huhu Lemonbits,
    „Die Legende von Bagger Vance“ sagt mir was, ja. Aber nie gelesen. „The War of Art“ klingt sehr interessant. Werde ich in meiner Leseliste aufnehmen.

    Danke dir und obwohl es traurig zu sehen ist, dass Selbstzweifel so stark verbreitet sind, ist es doch auch beruhigend. Wir alle sind nicht allein und zudem finde ich ist eine gesunde Portion Selbstzweifel gar nicht verkehrt. Dadurch arbeiten wir weiter an uns und neigen nicht so extrem zu Größenwahn 😉
    Alles Liebe dir!

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