Fröhliche Festtage

Published by Laura Kier on

Der Dezember ist eindeutig an mir vorbei geflattert. Ich hatte noch so viel vor hier zu schreiben (meine Märchen – immer noch nicht präsentiert; über mein Nano-Projekt und wie es weiter geht; hier und da noch ein paar andere Beiträge), aber nein. Stress bringt mich nicht weiter, also habe ich lieber alles in Ruhe angehen lassen und tippe nun diesen kurzen Weihnachtsbeitrag.

Ich möchte dir und deinen Lieben ganz besonders schöne Feiertage wünschen. Vor allem hoffe ich, dass du fröhliche Festtage haben wirst, ein paar ruhige Winterstunden und ganz viel Zeit für dich und die Menschen, die dir wichtig sind.

Schneemann
Ein kleines Weihnachtsgeschenk

Mein Weihnachtsgeschenk ist eine Kurzgeschichte mit Rocks aus „Kirschen im Winter?

Schneemagie
»Was tust du da, Schaf?«, fragte eine piepsende Stimme.
Rocks erschrack. Mit einer Möhre in der Schnauze, drehte sie sich um. Hinter ihr hockte ein Eichhörnchen. »Ich?« Die Möhre fiel hinab und landete zwischen ihren Hufen.
»Wer sonst? Ich sehe nur dich und mich hier.« Das Eichhörnchen huschte zur Möhre und knabberte daran. »Das komische Schneegebilde da, kann wohl kaum sprechen«, nuschelte es mit vollem Mund.
»Hey!«, rief Rocks. »Das ist meine!« Vorsichtig schob sie mit einem Huf das Eichhörnchen zur Seite und schnappte sich die Möhre. Dann wandte sie sich zu den drei Schneekugeln um, die sie übereinander aufgetürmt hatte. In die Mitte des obersten Schneeballs, drückte sie die Möhre.
Flink umrundete das Eichhörnchen die Schneegestalt und setzte sich oben auf den Kopf. »Gib sie mir! Wenn du sie hier vergammeln lässt, kann ich sie besser mit meiner Familie teilen. Wir haben Hunger!«
Von dem Geschrei angelockt, krochen einige Mäuse aus ihrer Höhle unter dem Schnee und eilten herbei. Hungrig starrten sie die Nase des Schneemanns an.
»Bitte, liebes Schaf«, sprach die Größte von ihnen. »Sie könnte uns die dunkle Zeit versüßen. Wir sind tatsächlich eine Familie und keine Einzelgänger wie das da.« Die Maus warf dem roten Fellknäul einen grimmigen Blick zu. »Uns könnte dein Geschenk den restlichen Winter ernähren.«
Kurz überlegte Rocks. Sie konnte verstehen, dass ein bisschen Futter wertvoll bei der Kälte war. Doch wollten sich die Mäuse und das Eichhörnchen mit ihr wegen einer Möhre streiten? Das durfte sie nicht zulassen. Deshalb sagte sie: »Ich habe eine bessere Idee. Wie lange mag euch ein gefüllter Magen durch die Dunkelheit begleiten? Ein paar Stunden? Tage? Vielleicht. Ihr seht nicht aus, als würdet ihr verhungern. Helft mir, schöne Steine zu finden. Dann schenke ich euch etwas wertvolleres, als ein bisschen zum Knabbern.«
»Was hast du vor?«, fragte die jüngste Maus. Aber sie flitzte los und buddelte im Schnee. Eine Weitere folgte ihr.
Das Eichhörnchen und die Größte der Mäuse rührten sich nicht. Verwirrt sahen sie dem Treiben zu. Einen Stein nach dem nächsten brachten die Mäuse herbei. Geschickt platzierte das Schaf die Kieselsteine, sodass Augen und ein Mund entstanden.
»Und nun?«, erkundigte sich das Eichhörnchen, als Rocks vom Schneemann zurücktrat.
»Vielleicht erzählt er uns eine Geschichte.« Abwartend hockte das Schaf sich vor die Schneegestalt.
Die Größte der Mäuse schüttelte den Kopf. »Das ist nicht dein Ernst, oder?«
Doch die anderen Mäuse gesellten sich zu Rocks. Selbst das Eichhörnchen sprang zwischen die Hörner vom Schaf. Leise flüsterte es: »Da fehlt noch etwas.« Es huschte davon und kam nach einiger Zeit zurück. Hinter sich zerrte es einen Ast her, an dem mehrere Tanzapfen hingen. Um den Schneemann herum stellte es diese auf. »Wenn wir schon warten, brauchen wir Lichter.«
»Ihr seid alle verrückt.« Die skeptische Maus trat vor die Schneekugeln und richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. »Glaubt ihr wirklich, Schnee kann zum Leben erwachen? Sobald die Sonne wieder die Baumkronen grün färbt und Schneeglöckchen aus dem Boden sprießen, wäre es mit ihm vorbei.« Plötzlich leuchtete ein Funken in ihren Augen auf und sie sprang auf die Schulter des Schneemanns. »Lauscht lieber meiner Geschichte.«
Rocks nickte. »So habe ich mir das vorgestellt.«
Blühende Felder, plätschernde Bäche und wärmende Sonnenstrahlen stürmten auf sie ein. Lebendig und leidenschaftlich erzählte die Maus vom Sommer. Schließlich fielen die bunten Blätter und die Mäuse zogen sich in ihre Höhle zurück. Eng aneinander gekuschelt freuten sie sich auf den Frühling. Dann segelten die ersten Schneeflocken zur Erde hernieder. Doch ihnen war wohlig warm.
Zufrieden lächelte das Schaf. Mit halb geschlossenen Augen hörte sie zu, wie einer nach dem anderen die Dunkelheit des Winters vertrieb.
Die Tannzapfen des Eichhörnchens wurden zu Kerzen. Der Schneemann war eigentlich eine Schneefrau, die mit Jack Frost über die Lichtung tanzte. Mit jeder Erzählung leuchtete das Glück in ihren Herzen heller.
Ihre Idee war gelungen. Niemand dachte mehr daran, der Schneegestalt ihre Nase zu stehlen. Vielmehr ermutigten sie sich gegenseitig, aus den herabrieselnden Schneeflocken neue Geschichten zu formen. So geschah es, dass der Schnee um sie herum zum Leben erwachte. Nach und nach gesellten sich weitere Tiere zu ihnen. Sie alle erfreuten sich an den Stimmen, die die Dunkelheit in leuchtende Farben verwandelten.
Laura Kier, Dezember 2016

Eine wunderschöne Weihnachtszeit und ein frohes Fest!

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Laura Kier

»Träume verändern die Zukunft. Doch erst wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!« Mit diesen Worten in Gedanken, schafft Laura Kier magische, mystische und vielleicht auch gefährliche Welten voller Abenteuer, die Lichtfunken in dein Leben tragen können. Sie lädt mit ihren Texten Leser:innen ein, den eigenen Träumen zu folgen. Neben dem Schreiben genießt sie die Natur, liebt das Leben und ist vielfältig kreativ unterwegs, wenn ihre beiden verspielten Katzen es erlauben.

2 Comments

pyon · 30. Dezember 2016 at 17:32

Ein wirklich tolle und passende Geschichte für die Weihnachtstage bzw. die letzten Tage in diesem Jahr. Die Idee, die Tiere einen Schneemann bauen zu lassen ist wirklich herzallerliebst und ich finde es niedlich, dass letztendlich alle mithelfen, um den Schneemann fertig zu bekommen und sich dann Geschichten erzählen. Die Geschichte hat eine schön ruhige und friedliche Grundstimmung, die sehr gut in diese Zeit passt!
Danke, dass du dieses liebe Märchen mit uns teilst! 🙂

    Laura Kier · 6. Januar 2017 at 21:16

    Ooooh <3 Danke für deinen tollen Kommentar. Ich freue mich wahnsinnig, dass dir die Geschichte gefällt. Solche Werke, teile ich liebend gerne. Ein frohes Neues Jahr dir!

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