NaNoWriMo 2016 – Tag 5

Published by Laura Kier on

Eine Eule fliegt durch das Land, flüstert leise: „Hey, du wolltest noch Schreiben. Wie wäre es, wenn ich mich als Muse zu dir geselle?“ – Da konnte ich doch nicht nein sagen.

Darf ich vorstellen? Meine Eiseule. Passend zum Winter in Serafi. Ob sie Tairyn beschützen kann?

Eiseule

Eiseule – Muse und Beschützer

Manchmal können Autoren wirklich gemein sein. Ja, ich habe tatsächlich Mitleid mit meiner Kleinen. Sie ist immerhin erst Dreizehn und sollte von Erwachsenen beschützt und nicht benutzt werden. Aber das zwingt sie dazu, schnell mündig zu werden und auf eigenen Beinen zu stehen. Doch vorher muss ich sie bedauerlicherweise durch die Hölle schicken. Oder?

Das Essen erzeugte ein angenehmes Kribbeln in ihr. Langsam stieg es von ihren Füßen hinauf, wärmte sie durch und durch. Nach einigen Atemzügen, zog Wern eine Augenbraue hoch und sah sie an. Aber er schwieg und blieb, wo er war. Auch er hatte sein Brot mit dem Käse vertilgt. Nur sein Tee stand noch dampfend neben ihm. Bis auf wenige Schlucke hatte sie ihn nicht davon trinken sehen.
War der Tee doch vergiftet oder mit einem Schlafmittel versetzt? Tairyn kam nicht dazu, darüber nachzudenken. Die hübschen Schlieren vom Fenster wirbelten vor ihren Augen. Wie bunte Regenbögen legten sie sich auf den Tisch, verbanden sich mit dem braunen Ton der Teller. Auch auf das matte Metall der Messer breitete sich der Farbschein aus. In ihren Ohren ertönte ein Summen wie von einem Bienenstock. Dicht vor ihrer Nase tauchte das breite Grinsen von Wern auf. Dann schwebte sie. Sie wusste nicht wohin, nur dass es hoch hinauf ging. Sie flog. Flog durch die Decke.
Ihr war nicht länger kalt. Der Tee in ihr wärmte sie. Ebenso wie die Arme, die sie fest umschlungen hielten. Um sie herum glitzerte und glänzte es. Beinahe wie Schnee im Sonnenlicht. Nur dass es dunkler war. Voller Staubflocken, die durch die Luft tanzten. Deshalb war es nicht minder schön. Fasziniert beobachtete Tairyn die Welt. Schweben war besser als auf dem Rücken eines Pferdes zu reiten. Es ruckelte nicht so, auch wenn sie genauso stark von einer Seite zur anderen schwankte. Nahezu wie in den Armen ihres Vaters, wenn er sie in ihr Bett trug. Oder viel mehr, getragen hatte, als sie kleiner war. Die Erinnerung gefiel ihr. Bestimmt schwebte sie aus diesem Grund. Ihr Vater war gekommen, um sie in ihr Bett zu tragen. Dort würde sie sich in die dicken Decken kuscheln und dann fühlte sie sich endlich wieder wohl. Nicht wie bei diesem Scheusal von Lehrmeister. Sein stinkender Atem hing ihr unangenehm in der Nase. Aber davon ließ sie sich nicht länger ablenken. Dafür waren die glitzernden Funken um sie herum zu bezaubernd. Sie versuchte, einen der Sterne zu greifen, doch ihre Hand glitt ins Leere. Nichts. Wie Licht oder Wasser, das durch sie hindurch floss.
Laura Kier, „Der Träumer von Seraan – Schattenjäger“ (Ausschnitt aus Kapitel 6, Rohfassung)

Ich muss sagen, ich hätte nie gedacht, dass ich heute flüssig zum Schreiben komme. Der Tag zog sich, Lust hatte ich keine und plötzlich war es draußen dunkel. Doch dann fluppte es. Ein Wort ergab das nächste und mein Nano-Pensum war getippt. Natürlich hieß es immer wieder Pausen einlegen, aber da Wochenende ist, heißt es nicht schon um 22 Uhr Feierabend. Trotzdem brauche ich nun nach den letzten Worten noch ein bisschen angenehmeres. Ein paar Zeilen in meiner Dystopie (ein schöner Widerspruch, ich weiß) werden mich hoffentlich gut schlafen lassen.

Wie sieht es mit dir aus?

Was denkst du, worauf diese Szene hinausführt? Ist verständlich, was passiert oder ist es zu verworren? Klar, es ist nur ein Ausschnitt, dennoch würde ich mich über eine Rückmeldung freuen.

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Laura Kier

»Träume verändern die Zukunft. Doch erst wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!« Mit diesen Worten in Gedanken, schafft Laura Kier magische, mystische und vielleicht auch gefährliche Welten voller Abenteuer, die Lichtfunken in dein Leben tragen können. Sie lädt mit ihren Texten Leser:innen ein, den eigenen Träumen zu folgen. Neben dem Schreiben genießt sie die Natur, liebt das Leben und ist vielfältig kreativ unterwegs, wenn ihre beiden verspielten Katzen es erlauben.

4 Comments

pyon · 6. November 2016 at 10:35

Oh, Tayrin entdeckt ihre Trauminsel, oder? Ich finde die Szene richtig schön ruhig geschrieben, ein wenig verworren, aber sehr verständlich. Der Vergleich zwischen dem Schweben und auf den Armen des Vaters zu liegen ist dir richtig gut gelungen.
Ich befürchte aber, dass doch etwas in dem Tee war, das diesen Traum bei ihr begünstigt hat, oder?

    Laura Kier · 6. November 2016 at 10:39

    Leider stimmt deine Vorahnung. Tairyn ist eine der wenigen, die keine Trauminsel hat. Aber heute wird sie trotzdem vom Träumer Serar mit in die Welt der ungelebten Träume genommen.

    Deine Worte erleichtern mich, dass die Szene trotz dem Drogenchaos (ich sag nur Pilzzüchter) nachvollziehbar ist. Danke!

buchstabenwiese · 6. November 2016 at 15:57

Da ich nicht so in der Geschichte drin bin, habe ich keine Ahnung, wo diese Szene hinführt, aber ich finde, dass es sich sehr gut lesen lässt und es macht neugierig, liebe Laura. Und natürlich ist klar, dass etwas im Tee war.
Daumen hoch. 🙂

Liebe Grüße,
Martina

    Laura Kier · 6. November 2016 at 16:42

    Perfekt, genau so soll es sein. Ich denke, wohin es führt wird auch erst aus dem Zusammenhang klar. Aber ich freue mich, dass es sich gut lesen lässt und deutlich wird, dass der Tee ähm kein einfacher Pfefferminztee war. Vielen Dank dir für deine Rückmeldung!
    Alles Liebe
    Laura

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