NaNoWriMo2016 – Tag 4
Manchmal denke ich darüber nach, warum das Schreiben nicht immer flüssig sein kann. Heute war wieder so ein Tag. Ein Wort ergab einen Satz, wurde zu einem Abschnitt und schon war das Kapitel fertig. Ich musste mich regelrecht zwingen, Pausen einzulegen. Aber es hat so viel Spaß gemacht. Zwar war es auch ein kleinwenig ekelig, doch es passt alles zusammen.
Bevor du fragst: Ja, Tairyn tut mir Leid. Trotzdem brauche ich dieses Scheusal von Lehrmeister. Natürlich ist der Lifrier Rajun heute auch aufgetaucht, dennoch schiebe ich ihn erst einmal zur Seite. Von einer lieben Freundin habe ich nämlich ein perfekt passendes Bild zur Stimmung meiner Protagonistin in meinen Ordnern gefunden (vielen Dank, dass ich es als Beitragsbild benutzen darf!). Das kann ich dir nicht vorenthalten.
Du kannst dir vorstellen, dass Tairyn alles andere als begeistert ist, als sie sieht, was der Pilzzüchter Wern für sie bereithält. Aber lies selbst:
Tairyn musste sich zusammenreißen, um nicht vor ihm in Tränen auszubrechen. Wie sollte sie das schaffen? Es war ekelig. Der Gestank ließ einen Würgereiz in ihr entstehen und alleine der Gedanke an die Wucherungen überall in den Bergen von Schmutz stellten ihr die feinen Härchen auf. Ganz und gar nicht, was sie sich vorgestellt hatte. Wenigstens Ordnung hatte sie erwartet. Aber keine Pilzzucht in den eigenen Räumen. Entmutigt ging sie zurück zu der hinteren Tür und füllte den Eimer mit dem Wasser aus der Pumpe. Es war immer noch braun. Immerhin roch es besser, als die abgestandene Brühe in dem Auffangkübel. Das Wasser kippte sie in einen Kessel über dem kläglichen Feuer. Dann räumte sie den Bottich frei von Geschirr und holte einen weiteren Eimer, den sie mit dem heißen Wasser mischen wollte. Fehlte noch Seifenkraut und vielleicht eine Bürste. Ihr Blick fiel auf die Schränke, deren Türen kaum schlossen. Einen nach dem anderen durchsuchte sie, bis sie wusste, wo was hingehörte. Viele der Regale waren leer. Vermutlich die Plätze, wo das dreckige Geschirr eigentlich stand. Eine gute Möglichkeit, dort mit dem Putzen anzufangen. Darauf tauchte sie Seifenkraut in den Eimer, schnappte sich die gefundene Bürste und begann zu scheuern.
Müde und völlig am Ende ihrer Kräfte stand Tairyn nach einiger Zeit vor dem Waschzuber. Einen Teller nach dem anderen tunkte sie in das warme Wasser, befreite ihn von Schimmel und Schmutz. Der Pilzzüchter hatte sich mittlerweile neben sie gesetzt und erklärte ihr bei jedem neuen Pilz, um welche Art es sich handelte und wie sie ihn von anderen unterscheiden konnte. Jedes Mal musste sie benennen, was sie vor sich hatte. Dabei wollte sie nur noch schlafen. Erstaunlicherweise prägte sie sich aber nach und nach die Namen ein und was ihre Eigenarten waren. Bislang keine Heilpilze, dennoch kein unwichtiges Wissen. Hatte er mit Absicht alles so verwahrlost, um ihr eine erste Lektion zu erteilen? Darüber musste sie später nachdenken. Ihre Gedanken verschwammen immer mehr im Nebel.
Laura Kier, „Der Träumer von Seraan – Schattenjäger“ (Ausschnitt aus Kapitel 5, Rohfassung)
Irgendwie finde ich es fies, dass ich sie durch diese Hölle schicken muss. Aber ohne wäre ja auch langweilig, oder?
Wie sieht es mit dir aus?
Magst du es lieber, wenn alles Friede und Freude ist oder bist du jemand wie ich, der Charaktere gerne stolpern sieht, nur um anschließend zu bewundern, wie sie wieder aufstehen?
6 Comments
pyon · 6. November 2016 at 00:17
Wieder ein wirklich schöner Schnipsel von dir! Nur an Herausforderungen kann man wachsen, also ist es schon gut, dass du Tairyn ein wenig forderst und mit unangenehmen Situationen konfrontierst!
Ich muss sagen, dass ich meine Charaktere auch oft und gerne vor Herausforderungen stelle. Ich sehe sie gerne wachsen, sehe gerne, wie sie sich weiterentwickeln, damit sie all das, was ich noch für sie bereit halte ebenfalls überstehen können! 🙂
Laura Kier · 6. November 2016 at 00:40
Ganz meine Meinung. Genau das hat ihr heute auch klipp und klar der Wind gesagt. – Das wäre eigentlich auch eine schöne Szene zum Schnipseln gewesen. Verdammt. Warum ist mir das nicht vorher eingefallen? Hach, weil du mich mit deinen Kommentaren so motivierst, will ich dir diesen Schnipsel nicht vorenthalten. Ich hoffe, er gefällt dir.
Von der Chronologie her spielt er nach dem Schnipsel von Tag 4 und vor dem Schnipsel von Tag 5.
pyon · 6. November 2016 at 10:31
Oh, der Schnipsel gefällt mir auch sehr gut!
Mir gefällt die Sanftheit des Windes, die ich mir sehr gut in seinen Worten vorstellen kann. Und manchmal braucht man diese Worte und diese Motivation, um sich Herausforderungen stellen zu können! Sehr schöner Schnipsel 🙂
Laura Kier · 6. November 2016 at 10:36
Danke dir! Ich hoffe, so kann ich halbwegs ein Gegengewicht zaubern, zu den ganzen anderen fiesen Dingen, damit sie eine kleine Verschnaufpause hat.
hero · 6. November 2016 at 10:02
Das ist wirklich eklig, aber schön geschrieben. Vor allem, dass nicht mal sauberes Wasser zum Putzen da ist, finde ich persönlich richtig gemein.
Laura Kier · 6. November 2016 at 10:35
Danke dir, meine Liebe. Ja, manchmal kann ich auch etwas fieser sein. Ob du auf mich abgefärbt hast? *pfeif* Aber es passt einfach so gut. Heute wird sie jedenfalls getröstet. 🙂