Klappentext
Hoffnungslos, verbittert und mit einem Herzen aus Eis kämpft Jarik sich durch den Schnee nach Hause. Als er an einer Laterne vorübergeht, zersplittert diese und lässt ihn in Dunkelheit zurück. Jetzt ist es an ihm zu entscheiden, ob er sein eigenes Licht findet oder sich der Finsternis hingibt.
Genres: Märchen
Series: Märchenhafte Auszeit
Buchausgaben
Ein Einblick
Eisfunken
Eisfunken
Nicht einmal die Sterne oder der Mond trauten sich, hinter den Wolken hervorzukommen, um einen Blick auf die Welt zu werfen. Jede Spur von Leben war wie ausgelöscht. Soweit das Auge reichte, durchbrach lediglich das fahle Licht einer Laterne die Dunkelheit. Schneeflocken glitzerten im Lichtschein. Für die Wenigen, die das Leuchten erblickten, mochte es ein Hoffnungsschimmer sein.
Doch nicht für Jarik.
Jarik hatte nur Augen dafür, dass sich auf dem Rand des Metalls eine sichtbare Schneedecke niedergelegt hatte. Die glänzenden Eiszapfen vor den Glasscheiben nahm er kaum wahr, ebenso wenig wie das gelblich leuchtende Gas im Inneren des Glaskäfigs. Auch das leise Quietschen des Laternenpfahls, den der schneidend kalte Wind hin und her schwang, drang nicht zu ihm durch. Nur das Knirschen des Schnees unter seinen Stiefeln erreichte ihn. Stück für Stück kämpfte er sich durch die weiße Masse, die ihn jedes Mal bis zu den Knien einsinken ließ. Seine Füße schmerzten und seine Zehen spürte er seit einiger Zeit nicht mehr.
Neben der Laterne hielt er inne. Unter der Schneeschicht lag eine Kreuzung. Links ging es zum Steinbruch, hinter ihm befand sich die Stadt und vor ihm lag der Wald. Er musste nach rechts, um in ein oder zwei Stunden sein Heimatdorf zu erreichen. Eine grausame Strecke im Schneetreiben.
»Hätte ich zu den Götzen betteln sollen, wie meine Mutter es getan hat?«, fragte er sich. »Möglicherweise wäre der Esel dann nicht verreckt oder der Müller hätte auf mich gewartet.« Leise fluchte er vor sich hin. Drohend hob er die Faust zur Laterne. »Du stehst hier, als wäre es egal, dass die Welt von den Schneemassen erdrückt wird.« Er spuckte aus und schob sich weiter.
Kaum war er zwei Schritte vorangekommen, da hörte er, dass Glas splitterte. Die Finsternis legte sich über ihn. »Das …« Er schüttelte den Kopf, wobei sich sein Schal löste und im Wind flatterte. Schnell stopfte er ihn an seinen Platz zurück. Wenn er draußen blieb, würde er nicht nur seine Zehen verlieren, sondern bald seinen letzten Atemzug tun. Deshalb setzte er sich in Bewegung.
Quälend langsam kam er voran. Mehr und mehr fuchste ihn seine eigene Sturheit. Die Vorstellung, jetzt in einem warmen Gasthaus auf den nächsten Tag zu warten, war verlockend. Aber dann hätte er gleich sein mühsam verdientes Geld den Bettlern vor die Füße werfen können. Er hatte sich dagegen entschieden. Weitergehen war die einzige Option. Dennoch musste er zugeben, dass er am Ende seiner Kräfte war.
›Nur kurz setzen‹, dachte er. Entkräftet sank er in den Schnee. ›Nur kurz ausruhen‹, bestätigte er seinen Gedanken und schloss für einen Moment die Lider. Sein Herzschlag verlangsamte sich. Die Kälte störte ihn nicht länger. Selbst der Wind hatte aufgehört, ihn zu ärgern.
Gerade als ihn das Gefühl überkam, in einen traumlosen Schlaf zu versinken, schreckte eine Stimme ihn auf. »Was machst du da?« Fröhlich und traurig klangen die Worte. Im ersten Augenblick glaubte er, ein Mädchen würde zu ihm sprechen, so hell war die Stimmlage. Zugleich erreichte ihn ein krächzender Unterton, den er von alten Frauen kannte.
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