Kurzgeschichtensammlungen
Anthologie „Neue Geschichten aus den Herbstlanden“
Genre: Science Fiction
ISBN
Print: 978-3-96629-030-2
Print: 978-3-96629-030-2
Erschienen: April 2023, Verlag Torsten Low
Herausgegeben von Markus Heitkamp
Herausgegeben von Markus Heitkamp
Anthologie „Es war einmal … davor und danach“
Genre: Prequel im Steampunk-Stil zu »Myalig – gestohlene Leben«
Erschienen: Juli 2022, Machandel-Verlag
Herausgegeben von Christina Löw und Janna Ruth
Herausgegeben von Christina Löw und Janna Ruth
Leseprobe
Es war einmal … ganz anders: Letzte Sonnenstrahlen
Das Rascheln der Zeitung, gefolgt von einem Räuspern, ließ Parthena von ihrem Märchenbuch aufsehen. Der Androide Bartholomew hatte seine Studien beendet und sah sie nachdenklich an. »Woran glauben Sie, Fräulein Parthena?« Seine tiefschwarzen Augen waren wie dunkle Höhlen. Nicht ein Lichtfunke war in ihnen zu sehen.
Dennoch war Parthena sicher, dass sich hinter diesen Augen eine farbenfrohe Welt verbarg, die nur erweckt werden wollte. Deshalb überraschte sie seine Frage nicht, auch wenn ihr keine passende Antwort einfiel. So wiegte sie den Kopf von einer Seite auf die andere, rieb sich über die Stirn und legte schließlich das Märchenbuch auf das Schränkchen neben ihrem Bett. Sie faltete die Hände über der Decke und schaute zum Baldachin hinauf. Natürlich wartete auch da keine Antwort auf sie. Also sah sie wieder den Androiden an. »Wie kommst du auf diese Frage?«
»In der Zeitung steht, dass uns nur noch Gebete helfen könnten, nicht an Myalig zu erkranken. Die Seuche sei überall und kein Heilmittel in Sicht.«
»Nun, in dem Fall glaube ich an meinen Bruder. Ich kenne niemanden, der sich so sehr in eine Sache verbeißt, bis er eine Lösung gefunden hat.« Sie senkte den Kopf und ballte ihre Hände auf der Decke. »Das wird ihm eines Tages noch zum Verhängnis werden.«
»Nicht, solange ich an seiner Seite bin.« Der Androide stand von seinem Stuhl auf und ging zum Fenster hinüber. Er öffnete es und ließ die bereits angenehm warme Frühlingsluft herein. »Ich werde auf ihn aufpassen.«
Ein Lächeln schlich sich auf Parthenas Lippen. »Das beruhigt mich. Wenn ich es nicht mehr kann, ist wenigstens einer da, der sich um ihn kümmern wird.«
»Ist das auch Glaube?« Bartholomew drehte sich zu ihr um. Unschlüssig hob er die Hände und ahmte so eine Geste nach, die sie von ihrem Bruder Levente kannte.
»Eher Gewissheit und Beruhigung. Glaube ist anders. Ich glaube daran, dass das Leben über Myalig siegen wird. Vielleicht ist es für mich zu spät. Aber irgendwann wird diese Seuche keinem mehr die Energie stehlen.« Es missfiel ihr, dass sie mittlerweile sogar zu schwach war, um allein aufzustehen. Nur zu gerne wäre sie ins Gewächshaus gegangen und hätte ihre Rosen gepflegt. Da kam ihr eine Idee. »Würdest du mir einen Gefallen tun, Bartholomew?«
»Jeden, den Sie wünschen, Fräulein Parthena.« Er trat zum Bett und senkte ehrerbietig den Kopf.
»Bring mich zum Pavillon. Ich möchte die Sonne sehen und noch so lange wie möglich ein Teil dieser Welt sein.« Sie schwang die Decke zur Seite und schob sich in die Nähe der Bettkante. Es war nur ein kleines Stück, aber ihre Beine schmerzten bereits und ihr fehlte die Kraft, sie aus dem Bett zu heben. »Bitte.«
Es war einmal … ganz anders: Letzte Sonnenstrahlen
von Laura Kier
Das Rascheln der Zeitung, gefolgt von einem Räuspern, ließ Parthena von ihrem Märchenbuch aufsehen. Der Androide Bartholomew hatte seine Studien beendet und sah sie nachdenklich an. »Woran glauben Sie, Fräulein Parthena?« Seine tiefschwarzen Augen waren wie dunkle Höhlen. Nicht ein Lichtfunke war in ihnen zu sehen.Dennoch war Parthena sicher, dass sich hinter diesen Augen eine farbenfrohe Welt verbarg, die nur erweckt werden wollte. Deshalb überraschte sie seine Frage nicht, auch wenn ihr keine passende Antwort einfiel. So wiegte sie den Kopf von einer Seite auf die andere, rieb sich über die Stirn und legte schließlich das Märchenbuch auf das Schränkchen neben ihrem Bett. Sie faltete die Hände über der Decke und schaute zum Baldachin hinauf. Natürlich wartete auch da keine Antwort auf sie. Also sah sie wieder den Androiden an. »Wie kommst du auf diese Frage?«
»In der Zeitung steht, dass uns nur noch Gebete helfen könnten, nicht an Myalig zu erkranken. Die Seuche sei überall und kein Heilmittel in Sicht.«
»Nun, in dem Fall glaube ich an meinen Bruder. Ich kenne niemanden, der sich so sehr in eine Sache verbeißt, bis er eine Lösung gefunden hat.« Sie senkte den Kopf und ballte ihre Hände auf der Decke. »Das wird ihm eines Tages noch zum Verhängnis werden.«
»Nicht, solange ich an seiner Seite bin.« Der Androide stand von seinem Stuhl auf und ging zum Fenster hinüber. Er öffnete es und ließ die bereits angenehm warme Frühlingsluft herein. »Ich werde auf ihn aufpassen.«
Ein Lächeln schlich sich auf Parthenas Lippen. »Das beruhigt mich. Wenn ich es nicht mehr kann, ist wenigstens einer da, der sich um ihn kümmern wird.«
»Ist das auch Glaube?« Bartholomew drehte sich zu ihr um. Unschlüssig hob er die Hände und ahmte so eine Geste nach, die sie von ihrem Bruder Levente kannte.
»Eher Gewissheit und Beruhigung. Glaube ist anders. Ich glaube daran, dass das Leben über Myalig siegen wird. Vielleicht ist es für mich zu spät. Aber irgendwann wird diese Seuche keinem mehr die Energie stehlen.« Es missfiel ihr, dass sie mittlerweile sogar zu schwach war, um allein aufzustehen. Nur zu gerne wäre sie ins Gewächshaus gegangen und hätte ihre Rosen gepflegt. Da kam ihr eine Idee. »Würdest du mir einen Gefallen tun, Bartholomew?«
»Jeden, den Sie wünschen, Fräulein Parthena.« Er trat zum Bett und senkte ehrerbietig den Kopf.
»Bring mich zum Pavillon. Ich möchte die Sonne sehen und noch so lange wie möglich ein Teil dieser Welt sein.« Sie schwang die Decke zur Seite und schob sich in die Nähe der Bettkante. Es war nur ein kleines Stück, aber ihre Beine schmerzten bereits und ihr fehlte die Kraft, sie aus dem Bett zu heben. »Bitte.«
Anthologie „Drachenlachen – frech und fröhlich“
Mein Beitrag: Ozeangift und Drachenherz
Genre: Fantasy
Genre: Fantasy
Erschienen: März 2020
Herausgegeben von Charlotte Erpenbeck
Herausgegeben von Charlotte Erpenbeck
Leseprobe Ozeangift und Drachenherz
Drachenlachen – frech und fröhlich: Ozeangift und Drachenherz
Ruckartig zerrte Lani an der Tüte, die sich um ihre Schwanzflosse gewickelt hatte. Nach einigen Versuchen zerriss das Plastik und sie stopfte den Beutel in einen aus Algen geflochtenen Sack. Er war voll bis oben hin. Angefüllt mit Plastiktüten, Flaschen, Zahnbürsten und sogar drei Rasierklingen.
Lani funkelte den Müll wütend an. »Was für ein Mist!« Sie band den Sack zu und ergriff die Schnüre. Dabei achtete sie darauf, dass sie sich nicht mit dem Führungsseil verfingen, das in die Tiefe führte.
Mit geschlossenen Augen schwamm sie zur Oberfläche. Sie hätte nur die Arme ausstrecken brauchen, um weiteren Unrat für ihren Sack zu greifen. Was sie gerne getan hätte, wenn denn darin noch Platz gewesen wäre.
Einige kräftige Schläge ihrer Schwanzflosse brachten sie zur Wasseroberfläche. Sie öffnete die Augen und sah sich um.
Das Licht des Mondes warf verzerrte Schimmer auf die Wellenkämme. Sie war früh in der Bucht angekommen. Noch war ihre Partnerin nicht am Strand zu sehen.
Früher hatte Lani hier Liebespaare beobachtet, die sich im Sand wälzten. Noch vor drei Jahren tanzte hier eine Menschengruppe um ein Lagerfeuer. Heute Nacht war niemand am Strand.
Natürlich nicht.
Überall lag Plastik und anderer Müll. Windeln, Flaschen, verrostete Konservendosen und sogar angeblich wertvolle Metalle aus technischen Geräten. Wer immer das einsammelte, hätte für mehrere Tage ein Einkommen. Aber für eine Säuberung war dieser Strand zu weit von den Touristengebieten entfernt und damit unwichtig.
Lani schwamm zu einem Felsen. Flach ragte er aus dem Wasser und bot ihr ausreichend Platz zum Warten. Bevor sie hinaufkletterte, hievte sie den Müllsack auf den Stein.
Der Fels war noch warm vom Tag. Der Wind dagegen wehte bereits kühl und kündigte die herannahenden Winterstürme an. Nichts Ungewöhnliches. Trotzdem war etwas anders als sonst.
Lani kniff die Augen zusammen . Sie hatte das Gefühl, beobachtet zu werden. Abermals ließ sie ihren Blick über den Strand schweifen. Da war immer noch niemand. Trotzdem kribbelte ihre Haut. Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper und überlegte, wieder ins Wasser zu gleiten, ohne zu warten, dass Maria ihre heutige Lieferung entgegennahm.
Ganz klar: Sicherheit war wichtiger! Sie stieß sich ab – und prallte am Rand der Felsplatte gegen einen hochstehenden Stein, der bis eben noch nicht dagewesen war. Mit aufeinander gepressten Lippen rieb sie über die schmerzenden Hände. Zu langsam entschieden!
Drachenlachen – frech und fröhlich: Ozeangift und Drachenherz
von Laura Kier
Ruckartig zerrte Lani an der Tüte, die sich um ihre Schwanzflosse gewickelt hatte. Nach einigen Versuchen zerriss das Plastik und sie stopfte den Beutel in einen aus Algen geflochtenen Sack. Er war voll bis oben hin. Angefüllt mit Plastiktüten, Flaschen, Zahnbürsten und sogar drei Rasierklingen.Lani funkelte den Müll wütend an. »Was für ein Mist!« Sie band den Sack zu und ergriff die Schnüre. Dabei achtete sie darauf, dass sie sich nicht mit dem Führungsseil verfingen, das in die Tiefe führte.
Mit geschlossenen Augen schwamm sie zur Oberfläche. Sie hätte nur die Arme ausstrecken brauchen, um weiteren Unrat für ihren Sack zu greifen. Was sie gerne getan hätte, wenn denn darin noch Platz gewesen wäre.
Einige kräftige Schläge ihrer Schwanzflosse brachten sie zur Wasseroberfläche. Sie öffnete die Augen und sah sich um.
Das Licht des Mondes warf verzerrte Schimmer auf die Wellenkämme. Sie war früh in der Bucht angekommen. Noch war ihre Partnerin nicht am Strand zu sehen.
Früher hatte Lani hier Liebespaare beobachtet, die sich im Sand wälzten. Noch vor drei Jahren tanzte hier eine Menschengruppe um ein Lagerfeuer. Heute Nacht war niemand am Strand.
Natürlich nicht.
Überall lag Plastik und anderer Müll. Windeln, Flaschen, verrostete Konservendosen und sogar angeblich wertvolle Metalle aus technischen Geräten. Wer immer das einsammelte, hätte für mehrere Tage ein Einkommen. Aber für eine Säuberung war dieser Strand zu weit von den Touristengebieten entfernt und damit unwichtig.
Lani schwamm zu einem Felsen. Flach ragte er aus dem Wasser und bot ihr ausreichend Platz zum Warten. Bevor sie hinaufkletterte, hievte sie den Müllsack auf den Stein.
Der Fels war noch warm vom Tag. Der Wind dagegen wehte bereits kühl und kündigte die herannahenden Winterstürme an. Nichts Ungewöhnliches. Trotzdem war etwas anders als sonst.
Lani kniff die Augen zusammen . Sie hatte das Gefühl, beobachtet zu werden. Abermals ließ sie ihren Blick über den Strand schweifen. Da war immer noch niemand. Trotzdem kribbelte ihre Haut. Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper und überlegte, wieder ins Wasser zu gleiten, ohne zu warten, dass Maria ihre heutige Lieferung entgegennahm.
Ganz klar: Sicherheit war wichtiger! Sie stieß sich ab – und prallte am Rand der Felsplatte gegen einen hochstehenden Stein, der bis eben noch nicht dagewesen war. Mit aufeinander gepressten Lippen rieb sie über die schmerzenden Hände. Zu langsam entschieden!
Anthologie „Keksgekrümel“
Mein Beitrag: Dutzende verbotene Sterne
Genre: Science Fiction
Genre: Science Fiction
ISBN: 978-3-947682-07-2
Erschienen: November 2019
Herausgegeben von Chaospony Verlag
Herausgegeben von Chaospony Verlag
Leseprobe Dutzende verbotene Sterne
Keksgekrümel: Dutzende verbotene Sterne
»Zweihundert Gramm Mehl. Einhundert Gramm Fett. Einhundert Gramm Zucker.« Die Waage bestätigt die Ladung. Dann wirbeln die Mixstäbe die einzelnen Komponenten durcheinander, bis ein glatter Teig entsteht. Backroboter Fünf-R-Eins-Eins prüft die Konsistenz mit dem Tensiometer. Erfolgreich. Schritt Eins-C abgeschlossen.
Die mechanische Hand des Bäckers hebt den Teig aus dem Rührautomaten und platziert ihn auf der Edelstahlfläche der zwei Quadratmeter großen Kammer. Wie bei jeder frischen Ladung übt Fünf-R-Eins-Eins genau den richtigen Druck aus, um den Teig gleichmäßig zu verteilen, und anschließend runde Formen mit dem in seinen Finger eingelassenen Messer auszuschneiden. Exakte Kreise. Erfolgreich. Schritt Zwei-C abgeschlossen.
Zwanzig gold-gelbe Rohlinge hebt Fünf-R-Eins-Eins in den Ofen. Dritte Etage, Fünfzehn Minuten bis zur gewünschten Bräunung. Schritt Drei-C abgeschlossen.
»Die Produktionszeit ist angemessen«, ertönt es in den Datenwindungen des Backroboters. Alles an diesem Tag läuft nach Normvorschrift. Leider.
In einer fließenden Bewegung entfernt Bäcker Fünf-R-Eins-Eins die gebräunten Kreise aus der ersten Etage und platziert sorgfältig jeweils fünf der Kekse in vier Schachteln. Mit einer rosafarbenen Schleife verziert, stellt er die vier weißen Schachteln in die leere Auslage – sein winziges Fenster zur Außenwelt.
Niemand wartet auf die nächste Ladung. Ein unruhiges Kribbeln läuft darauf durch seine neuronalen Bahnen. Er sendet keine Anfrage an die Datenbank zur Interpretation. Diese Empfindung darf er nicht wahrnehmen, ansonsten droht ihm die Deaktivierung. Schnell vergräbt er darauf das Kribbeln tief unter unwichtigen Daten in seinem Erinnerungsspeicher.
Dennoch: Erfolgreich. Schritt Vier-A abgeschlossen.
Keksgekrümel: Dutzende verbotene Sterne
von Laura Kier
»Zweihundert Gramm Mehl. Einhundert Gramm Fett. Einhundert Gramm Zucker.« Die Waage bestätigt die Ladung. Dann wirbeln die Mixstäbe die einzelnen Komponenten durcheinander, bis ein glatter Teig entsteht. Backroboter Fünf-R-Eins-Eins prüft die Konsistenz mit dem Tensiometer. Erfolgreich. Schritt Eins-C abgeschlossen.Die mechanische Hand des Bäckers hebt den Teig aus dem Rührautomaten und platziert ihn auf der Edelstahlfläche der zwei Quadratmeter großen Kammer. Wie bei jeder frischen Ladung übt Fünf-R-Eins-Eins genau den richtigen Druck aus, um den Teig gleichmäßig zu verteilen, und anschließend runde Formen mit dem in seinen Finger eingelassenen Messer auszuschneiden. Exakte Kreise. Erfolgreich. Schritt Zwei-C abgeschlossen.
Zwanzig gold-gelbe Rohlinge hebt Fünf-R-Eins-Eins in den Ofen. Dritte Etage, Fünfzehn Minuten bis zur gewünschten Bräunung. Schritt Drei-C abgeschlossen.
»Die Produktionszeit ist angemessen«, ertönt es in den Datenwindungen des Backroboters. Alles an diesem Tag läuft nach Normvorschrift. Leider.
In einer fließenden Bewegung entfernt Bäcker Fünf-R-Eins-Eins die gebräunten Kreise aus der ersten Etage und platziert sorgfältig jeweils fünf der Kekse in vier Schachteln. Mit einer rosafarbenen Schleife verziert, stellt er die vier weißen Schachteln in die leere Auslage – sein winziges Fenster zur Außenwelt.
Niemand wartet auf die nächste Ladung. Ein unruhiges Kribbeln läuft darauf durch seine neuronalen Bahnen. Er sendet keine Anfrage an die Datenbank zur Interpretation. Diese Empfindung darf er nicht wahrnehmen, ansonsten droht ihm die Deaktivierung. Schnell vergräbt er darauf das Kribbeln tief unter unwichtigen Daten in seinem Erinnerungsspeicher.
Dennoch: Erfolgreich. Schritt Vier-A abgeschlossen.
Anthologie „Es war einmal … ganz anders“
Mein Beitrag: Das Herz der Rosen
Genre: Märchenadaption im Steampunk-Stil
Genre: Märchenadaption im Steampunk-Stil
ISBN
Print: 978-3959590754 – nicht mehr erhältlich (noch 1 Exemplar bei mir)
ePub: 978-3959590853
Kindle: B077BMBSFF
Print: 978-3959590754 – nicht mehr erhältlich (noch 1 Exemplar bei mir)
ePub: 978-3959590853
Kindle: B077BMBSFF
Erschienen: November 2017, Machandel-Verlag
Herausgegeben von Sylvia Rieß und Janna Ruth
Herausgegeben von Sylvia Rieß und Janna Ruth
Leseprobe
Es war einmal … ganz anders: Das Herz der Rosen
Dunkelrot streckte sie ihre Blütenblätter in den Himmel. Voller Zufriedenheit betrachtete Kain die Königin, die Schönste seiner Rosen. Der Busch versprach viele weitere herrliche Blüten. Bald würden sich die nächsten Knospen öffnen. Doch dafür musste er auf sie achten. Die Temperatur im Gewächshaus sollte konstant bleiben, das Licht durfte nicht zu schwach werden. Im Winter alles andere als einfach. Der Schnee ließ ihn stapelweise Feuerholz heranschleppen. Bald gab es nichts mehr, was er noch eintauschen konnte, um die Rosen am Leben zu halten. Wären sie nicht seine letzte Erinnerung an eine Zeit … Außerdem brauchte er ihre Essenz. Die Frauen der Gesellschaft liebten seine Parfüms und waren bereit, einen hohen Preis zu bezahlen.
Mit einem Lächeln auf den Lippen schritt Kain die Reihen der Rosen ab. Weiße Blüten, daneben rosafarbene. An das tiefe Blutrot seiner Königin kam niemand heran. Dafür hatten die anderen einen unverwechselbaren Duf… Was war das? Er erstarrte mitten in der Bewegung. Humpelnd schob er sich vorwärts, zog sein linkes Bein nach. Im Licht der Abenddämmerung huschte ein Schatten durch das Gewächshaus und hockte sich hin.
Ein paar Schritte später sah Kain, wie vor ihm auf dem Boden ein Mann kniete. Der Fremde streckte seine Hand aus, hatte sie bereits um den Stil einer Blüte gelegt. Ohne Frage: Er wollte eine seiner Rosen stehlen!
»Hey!«, fuhr Kain ihn an. »Was treiben Sie da? Das sind meine Rosen!«
Der Mann wirbelte herum. »Bitte?«
»Mein Gewächshaus, meine Rosen.«
»Entschuldigung, ich wollte mich nur ein wenig ausruhen. Hier war es angenehm warm und …«
»Und da dachten Sie, Sie könnten meine Rosen einfach so mitnehmen?« Kain verschränkte die Arme vor der Brust. Dabei hielt er den linken Arm mit dem rechten fest. Er hatte seit Jahren kein Gefühl mehr in den Fingern, seit die Knochen nach einem Bruch falsch zusammengewachsen waren. Leider erschwerte es seine Arbeit ungemein. Dennoch wollte er so imposant aussehen wie möglich. Niemand vergriff sich an seinen Schätzen!
Hilflos betrachtete der Mann den Boden vor Kains Füßen. »Ich wollte nichts stehlen«, flüsterte er. »Mir ist etwas … heruntergefallen.« Suchend sah er sich um. Dann zuckte er die Schultern.
»Ach ja?« Natürlich glaubte Kain ihm kein Wort. »Wenn das so ist, nehmen Sie sich, wonach Sie gesucht haben und verschwinden Sie.«
»Bitte, erlauben Sie …«, druckste der Unbekannte herum. »Meine Tochter, Amanda, sie wünscht sich so sehr ein wenig Leben, um die Dunkelheit des Winters zu erhellen.«
»So ist das? Für die Tochter sollte die Rose sein? Da kann ja jeder kommen!« Kain wurde lauter und schrie den Mann beinahe an. »Los, verschwinden Sie! Diebe dulde ich nicht auf meinem Anwesen.«
Rezensionen
von Aprils fantastische Welt der Bücher und Musik vom 18.01.2018
von Fairy-Book vom 23.12.2017
von Leseengels Buchblog vom 14.12.2017
von Lesemaus87 vom 02.12.2017
von Unsere Bücherwelt vom 27.11.2017
von Bookwormdreamers vom 26.11.2017
Es war einmal … ganz anders: Das Herz der Rosen
von Laura Kier
Dunkelrot streckte sie ihre Blütenblätter in den Himmel. Voller Zufriedenheit betrachtete Kain die Königin, die Schönste seiner Rosen. Der Busch versprach viele weitere herrliche Blüten. Bald würden sich die nächsten Knospen öffnen. Doch dafür musste er auf sie achten. Die Temperatur im Gewächshaus sollte konstant bleiben, das Licht durfte nicht zu schwach werden. Im Winter alles andere als einfach. Der Schnee ließ ihn stapelweise Feuerholz heranschleppen. Bald gab es nichts mehr, was er noch eintauschen konnte, um die Rosen am Leben zu halten. Wären sie nicht seine letzte Erinnerung an eine Zeit … Außerdem brauchte er ihre Essenz. Die Frauen der Gesellschaft liebten seine Parfüms und waren bereit, einen hohen Preis zu bezahlen.Mit einem Lächeln auf den Lippen schritt Kain die Reihen der Rosen ab. Weiße Blüten, daneben rosafarbene. An das tiefe Blutrot seiner Königin kam niemand heran. Dafür hatten die anderen einen unverwechselbaren Duf… Was war das? Er erstarrte mitten in der Bewegung. Humpelnd schob er sich vorwärts, zog sein linkes Bein nach. Im Licht der Abenddämmerung huschte ein Schatten durch das Gewächshaus und hockte sich hin.
Ein paar Schritte später sah Kain, wie vor ihm auf dem Boden ein Mann kniete. Der Fremde streckte seine Hand aus, hatte sie bereits um den Stil einer Blüte gelegt. Ohne Frage: Er wollte eine seiner Rosen stehlen!
»Hey!«, fuhr Kain ihn an. »Was treiben Sie da? Das sind meine Rosen!«
Der Mann wirbelte herum. »Bitte?«
»Mein Gewächshaus, meine Rosen.«
»Entschuldigung, ich wollte mich nur ein wenig ausruhen. Hier war es angenehm warm und …«
»Und da dachten Sie, Sie könnten meine Rosen einfach so mitnehmen?« Kain verschränkte die Arme vor der Brust. Dabei hielt er den linken Arm mit dem rechten fest. Er hatte seit Jahren kein Gefühl mehr in den Fingern, seit die Knochen nach einem Bruch falsch zusammengewachsen waren. Leider erschwerte es seine Arbeit ungemein. Dennoch wollte er so imposant aussehen wie möglich. Niemand vergriff sich an seinen Schätzen!
Hilflos betrachtete der Mann den Boden vor Kains Füßen. »Ich wollte nichts stehlen«, flüsterte er. »Mir ist etwas … heruntergefallen.« Suchend sah er sich um. Dann zuckte er die Schultern.
»Ach ja?« Natürlich glaubte Kain ihm kein Wort. »Wenn das so ist, nehmen Sie sich, wonach Sie gesucht haben und verschwinden Sie.«
»Bitte, erlauben Sie …«, druckste der Unbekannte herum. »Meine Tochter, Amanda, sie wünscht sich so sehr ein wenig Leben, um die Dunkelheit des Winters zu erhellen.«
»So ist das? Für die Tochter sollte die Rose sein? Da kann ja jeder kommen!« Kain wurde lauter und schrie den Mann beinahe an. »Los, verschwinden Sie! Diebe dulde ich nicht auf meinem Anwesen.«
Rezensionen zu "Es war einmal … ganz anders"
von Sarah Trimagie vom 07.06.2019von Aprils fantastische Welt der Bücher und Musik vom 18.01.2018
von Fairy-Book vom 23.12.2017
von Leseengels Buchblog vom 14.12.2017
von Lesemaus87 vom 02.12.2017
von Unsere Bücherwelt vom 27.11.2017
von Bookwormdreamers vom 26.11.2017
Nicht mehr erhältlich
Anthologie „Schicksal, Schuld & Werden“
Mein Beitrag: Schicksalsfäden
Genre: Steampunk Science Fiction
Genre: Steampunk Science Fiction
ISBN
Print: 978-3740752934 (noch 1 Exemplar bei mir)
Print: 978-3740752934 (noch 1 Exemplar bei mir)
ePub: 978-3740739393
Kindle: B07N8DFLZN
Kindle: B07N8DFLZN
Erschienen: 11. Januar 2019
Herausgegeben von Eva-Maria Obermann und Katherina Ushakov
Herausgegeben von Eva-Maria Obermann und Katherina Ushakov
Leseprobe Schicksalsfäden
Schicksal, Schuld & Werden: Schicksalsfäden
Das fünfte Mal an diesem Tag glitt der rote Riese am Fenster der Kommandozentrale vorbei. Skuld saß auf ihrem Sessel, den Kopf auf die Hand gestützt. Wie lange brauchten diese Zwerge bloß, um ein wenig Technologie zu entwickeln? Die Zeit lief davon. Bereits am Morgen hätte es fertig sein sollen. Dabei wünschte sie sich nicht einmal etwas Besonderes. Tarnung, sonst nichts. Ungeduldig trommelte sie mit den Fingern gegen ihr Kinn. Dann richtete sie sich auf und befahl: »In einer halben Stunde fliegen wir los.« Ihre Stimme war leise und doch durchschnitt sie das Rattern und Zischen der Maschinen, als stünde sie mit einem Megafon in einem Konzertsaal.
Einer der Zwerge an der Kommunikationsstation wandte sich zu ihr um. »Captain? Wir sind noch nicht -«
»Schweig!« Sie tippte sich mit dem Zeigefinger an die Nase. »Cygnus darf nicht sterben.« Die Worte waren für sie selbst bestimmt. Anderen erklärte sie sich nicht. »Und das alles nur wegen des Planeten der Riesen.« Sie rollte die Augen. »Fäden ziehen, das Gleichgewicht wahren – pah! Egal, was wir tun, kein Planet lebt ewig. Ragnarök ist nicht aufzuhalten und wenn es soweit ist, darf Cygnus nicht auf der Erde sein!« Sie richtete sich auf, kurbelte ihren Sitz, sodass er auf der Schiene zum Sichtschirm fuhr. Vor dem Schirm schwang sie sich auf die Beine. Einen Moment studierte sie die Sterne der Umgebung. Mit den Fingerspitzen fuhr sie über das Glas, tippelte an einigen Stellen mehrfach gegen die Scheibe. Alles sah gut aus. So wie es sein sollte. Nur ein leuchtender Punkt schwoll von Tag zu Tag weiter an. Ragnarök stand auf diesem Planeten kurz bevor. »Meine liebe Erde, bald bist du erlöst. Aber Cygnus werde ich mit mir nehmen.« Damit drehte sie sich zum Piloten und klatschte in die Hände. »Auf, auf! Die Fäden auf der Erde glühen bereits. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren!«
Schicksal, Schuld & Werden: Schicksalsfäden
von Laura Kier
Das fünfte Mal an diesem Tag glitt der rote Riese am Fenster der Kommandozentrale vorbei. Skuld saß auf ihrem Sessel, den Kopf auf die Hand gestützt. Wie lange brauchten diese Zwerge bloß, um ein wenig Technologie zu entwickeln? Die Zeit lief davon. Bereits am Morgen hätte es fertig sein sollen. Dabei wünschte sie sich nicht einmal etwas Besonderes. Tarnung, sonst nichts. Ungeduldig trommelte sie mit den Fingern gegen ihr Kinn. Dann richtete sie sich auf und befahl: »In einer halben Stunde fliegen wir los.« Ihre Stimme war leise und doch durchschnitt sie das Rattern und Zischen der Maschinen, als stünde sie mit einem Megafon in einem Konzertsaal.Einer der Zwerge an der Kommunikationsstation wandte sich zu ihr um. »Captain? Wir sind noch nicht -«
»Schweig!« Sie tippte sich mit dem Zeigefinger an die Nase. »Cygnus darf nicht sterben.« Die Worte waren für sie selbst bestimmt. Anderen erklärte sie sich nicht. »Und das alles nur wegen des Planeten der Riesen.« Sie rollte die Augen. »Fäden ziehen, das Gleichgewicht wahren – pah! Egal, was wir tun, kein Planet lebt ewig. Ragnarök ist nicht aufzuhalten und wenn es soweit ist, darf Cygnus nicht auf der Erde sein!« Sie richtete sich auf, kurbelte ihren Sitz, sodass er auf der Schiene zum Sichtschirm fuhr. Vor dem Schirm schwang sie sich auf die Beine. Einen Moment studierte sie die Sterne der Umgebung. Mit den Fingerspitzen fuhr sie über das Glas, tippelte an einigen Stellen mehrfach gegen die Scheibe. Alles sah gut aus. So wie es sein sollte. Nur ein leuchtender Punkt schwoll von Tag zu Tag weiter an. Ragnarök stand auf diesem Planeten kurz bevor. »Meine liebe Erde, bald bist du erlöst. Aber Cygnus werde ich mit mir nehmen.« Damit drehte sie sich zum Piloten und klatschte in die Hände. »Auf, auf! Die Fäden auf der Erde glühen bereits. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren!«
Anthologie „Okernebel – phantastisches aus Braunschweig“
Meine Beiträge: Lichter und Katzenbalgen
Genre: Urban Fantasy
Genre: Urban Fantasy
Restexemplare bei mir verfügbar; online nicht mehr erhältlich!
ISBN
Print: 978-3746089201 (noch 2 Exemplare bei mir)
ePub: 978-3752812749
Kindle: B07BQV3J3C
Print: 978-3746089201 (noch 2 Exemplare bei mir)
ePub: 978-3752812749
Kindle: B07BQV3J3C
Erschienen: 15. März 2018
Herausgegeben von Laura Kier, Nele Sickel und Stephanie Lammers
Herausgegeben von Laura Kier, Nele Sickel und Stephanie Lammers
Leseprobe Lichter
Okernebel - phantastisches aus Braunschweig: Lichter
Die Wasseroberfläche leuchtete herrlich rot. Das Licht der LED-Beleuchtung spiegelte sich so zauberhaft im Wasser, dass ich fast glauben konnte, tatsächlich tanzende Blütenblätter zu sehen. Ich durfte nur keinen Blick in die Zukunft werfen. Doch schon drohte sich das Fenster durch die Zeit zu öffnen. Blutrotes Wasser. Keine Lichter, sondern die Lebensflüssigkeit von unzähligen Tieren und Menschen.
Ein Schauer lief über meinen Rücken. Schnell wischte ich mit der Hand durchs Wasser und schlug dadurch das Fenster zu. Ich wollte nicht wieder miterleben, wie die Menschen sich und die Erde zerstörten. Mit jedem Blick in die Zukunft wurden die Bilder der Vernichtung deutlicher.
»Ganz ruhig, Eda«, ermahnte ich mich selbst. »Noch ist nichts verloren. Aber du musst mehr tun!« Ich ließ die Hand abermals ins Wasser gleiten. Kalt umschmeichelte die Oker meine Finger. Bald würde der Winter einziehen. Damit verging ein weiteres Jahr, in dem ich meinem Ziel keinen Schritt nähergekommen war. Nun ja, vielleicht einen winzigen. Aber das reichte nicht. Die Natur am Ufer wurde von den Menschen in Fesseln gelegt. Der Fluss konnte nicht mehr fließen, wie er woll…
Entsetzt sprang ich auf. Gerade noch stand ich auf der trockenen Erde und nun umspielte das Wasser meine Zehen. Der Wasserspiegel stieg schnell. Zu schnell!
Ich riss mich von meiner Lieblingsbrücke los und folgte dem Flusslauf bis zur ersten Biegung. Dort entdeckte ich den Grund für den hohen Wasserstand: Zahlreiche Stämme waren am Ufer gefällt und im Wasser zu einem Damm aufgeschichtet worden. Dazwischen huschten drei Biber umher. Weitere Äste und Zweige verkeilten sie im Damm.
Mein Herz sprang begeistert auf und ab. Das musste ich mir ansehen! Ich schlich näher. Biber. Hier! Mitten in der Stadt. Unfassbar.
Leseprobe Katzenbalgen
Okernebel - phantastisches aus Braunschweig: Katzenbalgen
Zahlreiche Laternen sowie beleuchtete Schaufenster erhellten die Einkaufspassage und damit die Stele Katzenbalgen. Rafzan hasste die Statue. Aber wenn alles gut ging, würde er heute Nacht seinem Gefängnis für immer entkommen. Er hatte es satt, als Bronzekatze eingesperrt zu sein. Dabei hatte er nur den alten, gebrechlichen Herzog der Katzen stürzen wollen. Gut, er war sein Vater, aber seine altmodische Einstellung und seine Tyrannei würden sie noch alle in die Dunkelheit stürzen. Das musste Rafzan dringend ändern. Mittlerweile wusste er auch wie. Dazu brauchte er nur ein wenig Menschentechnik und die würde er sich nun besorgen.
Verstohlen sah er sich um, ob ihn jemand beobachtete. Dann löste er sich aus seiner Starre.
Schnell spuckte er den Bronzefisch aus und reckte voller Tatendrang die Pfoten. Er schüttelte sich und putzte ausgiebig sein Fell. Dann betrachtete er die anderen Katzenskulpturen. Sie wirkten so lebensecht, als wollten sie jeden Augenblick übereinander herfallen. Doch von ihnen würde nie eine lebendig werden. Sie waren das Werk eines Bildhauers. Unbelebt. Unbewohnt. Ganz im Gegensatz zu ihm. Wenn die Schleier zwischen den Welten fielen, war er stark genug, der Magie seines Vaters zu entkommen. Ganz klar, die Chance konnte Rafzan sich nicht entgehen lassen.
Rafzan spitzte die Ohren. Hier und da hörte er die Schritte und Stimmen von Menschen. Dazu – in einiger Entfernung – Motorenlärm von Autos und Bussen. Der Wind war heute Nacht ruhig, so konnte er besonders weit lauschen. Perfekte Bedingungen. Nun musste er nur noch einen Zweibeiner mit passender Technik finden. Er sperrte die Augen auf und legte sich auf die Lauer. Nachts war die Auswahl geringer als am Tag. Er konnte von Glück reden, wenn er zeitnah jemand fand. Eine Stunde hatte er. Dann wurde er wieder zu Bronze. Ihm blieb also nichts anderes übrig, als Menschen zu sich zu rufen.
Okernebel - phantastisches aus Braunschweig: Lichter
von Laura Kier
Die Wasseroberfläche leuchtete herrlich rot. Das Licht der LED-Beleuchtung spiegelte sich so zauberhaft im Wasser, dass ich fast glauben konnte, tatsächlich tanzende Blütenblätter zu sehen. Ich durfte nur keinen Blick in die Zukunft werfen. Doch schon drohte sich das Fenster durch die Zeit zu öffnen. Blutrotes Wasser. Keine Lichter, sondern die Lebensflüssigkeit von unzähligen Tieren und Menschen.Ein Schauer lief über meinen Rücken. Schnell wischte ich mit der Hand durchs Wasser und schlug dadurch das Fenster zu. Ich wollte nicht wieder miterleben, wie die Menschen sich und die Erde zerstörten. Mit jedem Blick in die Zukunft wurden die Bilder der Vernichtung deutlicher.
»Ganz ruhig, Eda«, ermahnte ich mich selbst. »Noch ist nichts verloren. Aber du musst mehr tun!« Ich ließ die Hand abermals ins Wasser gleiten. Kalt umschmeichelte die Oker meine Finger. Bald würde der Winter einziehen. Damit verging ein weiteres Jahr, in dem ich meinem Ziel keinen Schritt nähergekommen war. Nun ja, vielleicht einen winzigen. Aber das reichte nicht. Die Natur am Ufer wurde von den Menschen in Fesseln gelegt. Der Fluss konnte nicht mehr fließen, wie er woll…
Entsetzt sprang ich auf. Gerade noch stand ich auf der trockenen Erde und nun umspielte das Wasser meine Zehen. Der Wasserspiegel stieg schnell. Zu schnell!
Ich riss mich von meiner Lieblingsbrücke los und folgte dem Flusslauf bis zur ersten Biegung. Dort entdeckte ich den Grund für den hohen Wasserstand: Zahlreiche Stämme waren am Ufer gefällt und im Wasser zu einem Damm aufgeschichtet worden. Dazwischen huschten drei Biber umher. Weitere Äste und Zweige verkeilten sie im Damm.
Mein Herz sprang begeistert auf und ab. Das musste ich mir ansehen! Ich schlich näher. Biber. Hier! Mitten in der Stadt. Unfassbar.
Okernebel - phantastisches aus Braunschweig: Katzenbalgen
von Laura Kier
Zahlreiche Laternen sowie beleuchtete Schaufenster erhellten die Einkaufspassage und damit die Stele Katzenbalgen. Rafzan hasste die Statue. Aber wenn alles gut ging, würde er heute Nacht seinem Gefängnis für immer entkommen. Er hatte es satt, als Bronzekatze eingesperrt zu sein. Dabei hatte er nur den alten, gebrechlichen Herzog der Katzen stürzen wollen. Gut, er war sein Vater, aber seine altmodische Einstellung und seine Tyrannei würden sie noch alle in die Dunkelheit stürzen. Das musste Rafzan dringend ändern. Mittlerweile wusste er auch wie. Dazu brauchte er nur ein wenig Menschentechnik und die würde er sich nun besorgen.Verstohlen sah er sich um, ob ihn jemand beobachtete. Dann löste er sich aus seiner Starre.
Schnell spuckte er den Bronzefisch aus und reckte voller Tatendrang die Pfoten. Er schüttelte sich und putzte ausgiebig sein Fell. Dann betrachtete er die anderen Katzenskulpturen. Sie wirkten so lebensecht, als wollten sie jeden Augenblick übereinander herfallen. Doch von ihnen würde nie eine lebendig werden. Sie waren das Werk eines Bildhauers. Unbelebt. Unbewohnt. Ganz im Gegensatz zu ihm. Wenn die Schleier zwischen den Welten fielen, war er stark genug, der Magie seines Vaters zu entkommen. Ganz klar, die Chance konnte Rafzan sich nicht entgehen lassen.
Rafzan spitzte die Ohren. Hier und da hörte er die Schritte und Stimmen von Menschen. Dazu – in einiger Entfernung – Motorenlärm von Autos und Bussen. Der Wind war heute Nacht ruhig, so konnte er besonders weit lauschen. Perfekte Bedingungen. Nun musste er nur noch einen Zweibeiner mit passender Technik finden. Er sperrte die Augen auf und legte sich auf die Lauer. Nachts war die Auswahl geringer als am Tag. Er konnte von Glück reden, wenn er zeitnah jemand fand. Eine Stunde hatte er. Dann wurde er wieder zu Bronze. Ihm blieb also nichts anderes übrig, als Menschen zu sich zu rufen.
Anthologie „BuchBerlin Geschichten 2017“
Mein Beitrag: Gedankenlichter
Genre: Alltagserzählung mit einem Hauch Magie
Genre: Alltagserzählung mit einem Hauch Magie
Erschienen: November 2017, BuchBerlin
Leseprobe
BuchBerlin Geschichten 2017: Gedankenlichter
»Ich weiß nicht, was passiert ist oder noch passieren wird, aber seit einer Woche gehen hier merkwürdige Dinge vor. Ihr wollt ein Beispiel? Oh, ich kann euch viele nennen! Kommt mit auf den Balkon. Seht ihr die Wohnung gegenüber? Da, wo die Vorhänge zugezogen sind? Sonst sind sie geöffnet, genauso wie die Tür zum Balkon. Wenn die alte Dame nicht draußen sitzt, tut es zumindest eine ihrer Katzen. Seht ihr eine ihrer sieben Katzen? Oder die alte Dame? Ich auch nicht. Niemanden seit sechs Tagen! – Gut, ihr könntet sagen, Verwandte hätten die Dame in ein Heim gebracht oder noch schlimmer, sie wäre verstorben.
Mag sein.«
Ich hole tief Luft. »Aber auch Frau Meyer mit ihren zwei Töchtern ist verschwunden! Die Mädchen haben im Innenhof gespielt. Seht ihr die Schaukeln da unten und die Sandkiste? Nur der leichte Sommerwind spielt noch damit. – Ich kann mir nicht vorstellen, dass auch die drei verreist sein sollen.
Selbst wenn. Es erklärt nicht, warum jemand jede Nacht, um Schlag Mitternacht, an meine Tür klopft. Jedes Mal, wenn ich nachsehen gehe, ist niemand dort!
In den ersten drei Nächten hat meine Nachbarin von gegenüber ebenfalls die Tür geöffnet und gemeint, ich würde mir einen schlechten Scherz erlauben. Jetzt bleibt ihre Tür geschlossen.
Vielleicht haltet ihr mich für paranoid. Doch was würdet ihr denken, wenn ihr solche Beobachtungen machen würdet? Zu Anfang habe ich alles für einen Zufall gehalten, mittlerweile … Ich meine, wie wahrscheinlich ist es, dass so viele Leute verschwinden? Die Frau von gegenüber, die Katzendame? Frau Meyer mit ihren Töchtern. Es stehen keine Feiertage vor der Tür. Nein, ich sage euch, hier stimmt etwas nicht!«
BuchBerlin Geschichten 2017: Gedankenlichter
von Laura Kier
»Ich weiß nicht, was passiert ist oder noch passieren wird, aber seit einer Woche gehen hier merkwürdige Dinge vor. Ihr wollt ein Beispiel? Oh, ich kann euch viele nennen! Kommt mit auf den Balkon. Seht ihr die Wohnung gegenüber? Da, wo die Vorhänge zugezogen sind? Sonst sind sie geöffnet, genauso wie die Tür zum Balkon. Wenn die alte Dame nicht draußen sitzt, tut es zumindest eine ihrer Katzen. Seht ihr eine ihrer sieben Katzen? Oder die alte Dame? Ich auch nicht. Niemanden seit sechs Tagen! – Gut, ihr könntet sagen, Verwandte hätten die Dame in ein Heim gebracht oder noch schlimmer, sie wäre verstorben.Mag sein.«
Ich hole tief Luft. »Aber auch Frau Meyer mit ihren zwei Töchtern ist verschwunden! Die Mädchen haben im Innenhof gespielt. Seht ihr die Schaukeln da unten und die Sandkiste? Nur der leichte Sommerwind spielt noch damit. – Ich kann mir nicht vorstellen, dass auch die drei verreist sein sollen.
Selbst wenn. Es erklärt nicht, warum jemand jede Nacht, um Schlag Mitternacht, an meine Tür klopft. Jedes Mal, wenn ich nachsehen gehe, ist niemand dort!
In den ersten drei Nächten hat meine Nachbarin von gegenüber ebenfalls die Tür geöffnet und gemeint, ich würde mir einen schlechten Scherz erlauben. Jetzt bleibt ihre Tür geschlossen.
Vielleicht haltet ihr mich für paranoid. Doch was würdet ihr denken, wenn ihr solche Beobachtungen machen würdet? Zu Anfang habe ich alles für einen Zufall gehalten, mittlerweile … Ich meine, wie wahrscheinlich ist es, dass so viele Leute verschwinden? Die Frau von gegenüber, die Katzendame? Frau Meyer mit ihren Töchtern. Es stehen keine Feiertage vor der Tür. Nein, ich sage euch, hier stimmt etwas nicht!«
Anthologie „Wovon träumt der Mond“
Mein Beitrag: Die Perlmuttschmetterlinge
Genre: Märchen
Genre: Märchen
ISBN: 3-938065-37-0 (nicht mehr erhältlich)
Erschienen: 2008, Wurdack-Verlag
Herausgegeben von Petra Hartmann & Judith Ott
Herausgegeben von Petra Hartmann & Judith Ott
Blogbeitrag zu den Perlmuttschmetterlingen
Download als PDF (Version von 2008)