Mimis Landbücherei of 5. Januar 2018
Klappentext
Jack Frost will aufgeben.
Der Sommer ist zu stark und Schnee rieselt nur noch in einer Schneekugel auf seine Winterlandschaft. Plötzlich steht das Schaf Rocks vor seiner Tür. Es ist zu warm und Matsch im Winter geht gar nicht. Kann Jack mit Rocks Hilfe den Winter zurückbringen?Genres: Märchen
Series: Märchenhafte Auszeit
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Ein Einblick
Leseprobe
Kirschen im Winter?
Kirschen im Winter?
Wie ein weiches Federbett lag eine dicke, kuschelige Decke über den Wiesen und Feldern. Die Bäume der Wälder reckten stolz ihre Kronen dem Himmel entgegen und schmückten ihre Zweige mit Schnee. Glitzernde Perlen aus Eis hingen an den Kiefern und Fichten, ließen den Winter in seinem schönsten Glanz erstrahlen.
Zwischen den Nadelbäumen segelten einzigartig geformte Schneeflocken zu Boden. Beinahe war es so, als würden sie im Wind tanzen. Ihr silbern-weißes Glitzern lud die Welt dazu ein, zu ruhen, um ihr Spiel zu betrachten.
Doch der Schein trog.
Mit fest aufeinander gepressten Lippen drehte Jack Frost abermals die Schneekugel um. Die Flocken tanzten umher, erschufen eine wundervolle Welt. Sie war perfekt. Anderes konnte er nicht sagen. Aber sie entsprach nicht der Realität. Sein Blick löste sich von der Schneekugel und wanderte zum Fenster. Eisblumen sollten es zieren, der Wind durch die Ritzen pfeifen, und soweit das Auge reichte, hätte Schnee liegen sollen. Hätte. Eigentlich. Es wäre perfekt. Ein Winter nach seinem Geschmack.
Er zog seine Wolldecke höher und widmete seine Aufmerksamkeit wieder der Schneekugel, die er in seinen runzeligen Händen hielt. Wenigstens eine kleine Winterlandschaft konnte er sich bewahren. Er war es leid, zu kämpfen. Viel zu lange dauerte sein Zwist mit Sian Morgenröte an. Wollte er ihr den Sieg überlassen? Nach all den Jahrtausenden, die sie beide miteinander gerungen hatten?
Ihm war zu Ohren gekommen, dass die Menschen ihren Kampf mittlerweile als Klimawandel bezeichneten. Eine amüsante Vorstellung. Wenigstens darüber konnte er lächeln. Leise kicherte er in sich hinein. Was diese Unwissenden nur für Ideen hatten. Es war erstaunlich.
Selbst die Namen, die sie ihm gaben. Näärivana. Senis Šaltis. Am Besten fand er Djeduschka Moros – Großväterchen Frost. Jemand anderes war er nicht mehr. Ein alter Mann, der müde und gebeugt war von den Schlachten, die er geschlagen hatte. Viele hatte er gewonnen, ebenso viele verloren.
Vielleicht sollte er sich tatsächlich zur Ruhe setzen und ihr das Feld überlassen. Seine Zeit war abgelaufen. Immerhin hatte er es geschafft, in den Geschichten der Menschen einen Platz einzunehmen. Dort würde er ewig fortleben, solange die Spezies bestand.
Erschöpft lehnte er sich zurück und schloss die Augen. Sian Morgenröte. Einst war sie eine schöne, starke Frau gewesen. Eine mächtige Gegnerin. Langsam ließ er die Luft durch seine Nase ausströmen. Sein Atem rasselte, alle Bewegungen schmerzten. Sein Ende war nah. Das spürte er deutlich. Selbst wenn ihm weitere Atemzüge zustanden, so fehlte ihm die Kraft, seine Flocken auf die Erde zu schicken. Mit jedem neuen Einatmen versuchte er sich damit abzufinden und seine Niederlage zuzugeben.
Plötzlich klopfte es an der Tür.
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