Auch in Dystopien gibt es Licht

Published by Laura Kier on

In den letzten Tagen habe ich einige Artikel zum Subgenre (?) »Hopepunk« gelesen und dabei festgestellt: »Schreibe ich das nicht schon längst?«

Noch ist die Definition des »Hopepunks« schwammig, aber vielleicht können wir zusammen ein wenig Licht in ein neues Genre bringen.

Hopepunk?

Meine Erwartung war, dass Hopepunk vielleicht in Richtung Gegenteil einer Dystopie geht, sprich tendenziell eher eine Utopie ist. Also eben keine zerstörte Welt und weniger gewaltbereite Lösungen eine entscheidende Rolle spielen.
Ehrlich gesagt konnte mir keiner der bislang gelesenen Artikel (als Beispiele: »Hopepunk: Alles, was du über das Genre wissen musst«, »Hoffnungsvolle Science-Fiction(Hope-)Punk is not dead« und »Was ist ›Hopepunk‹? Der lange Weg zu einem vagen, nebulösen Genre«) eine klare Definition geben.
Interessant fand ich den Gedanken:

»Works in the hopepunk subgenre are about characters fighting for positive change, radical kindness, and communal responses to challenges.«

Auf Deutsch: »Werke im Hopepunk-Subgenre handeln von Charakteren, die für positive Veränderungen, radikale Freundlichkeit und gemeinsame Antworten auf Herausforderungen kämpfen.«

Quelle: Hopepunk bei Wikipedia

Wenn das allerdings die Grundlage für Hopepunk sein soll, dann wären sehr viele Bücher ein Teil des Genres. Damit ist für mich die Definition zu schwammig, weil so auch viele Dystopien dem Hopepunk zugeordnet werden könnten.
An anderen Stellen hieß es, dass der Hopepunk »Hoffnung« zum Thema hat. Auch sollen Hautfarbe, die Religion oder wer wen liebt nicht in den Vordergrund gezerrt, sondern als normal und integriert betrachtet werden.
Für mich gehören diese Aspekte bereits jetzt fest in meine Bücher. Ich möchte keine Quoten-Charaktere oder den Lichtstrahl auf bspw. eine lesbische Partnerschaft richten, sondern sie als normal und voll dazugehörig integrieren. So wie es meiner Meinung nach auch in unserer Gesellschaft gelebt werden sollte.
Schreibe ich demnach bereits Hopepunk? Ehrlicherweise habe ich keine Antwort darauf. Vermutlich, vielleicht – wahrscheinlich wird es erst die Zukunft zeigen, ob sich Hopepunk zu einem konkreten Subgenre der Phantastik entwickelt.

Für mich ist es aber sehr interessant darüber nachzudenken, weil für mich viele Aspekte, die in den oben genannten Artikel aufgezählt werden, ein fester Bestandteil meiner Bücher sind.
Meine Charaktere kämpfen für ihre Überzeugungen, sie folgen ihren Träumen und setzen sich für Gerechtigkeit, Freiheit, eine bessere Welt und auch für Umwelt- bzw. Naturschutz ein. Je nach Buch ist das Setting düsterer (vor allem in meinen Dystopien oder in »Myalig – gestohlene Leben«) oder märchenhafter (auch in meinen Fantasy-Romanen, die noch auf ihre Veröffentlichung warten). Aber in allen Romanen und Kurzgeschichten spielen Hoffnung und Träume eine entscheidende Rolle. Die meisten meiner Charaktere entdecken irgendwann das Licht in der Dunkelheit und folgen ihm.

Lichtlose Dystopien?

Zumindest meine sind voll von Hoffnung und Licht. Ja, meine Charaktere starten in einem düsteren Setting und die Welt ist häufig zerstört oder ein Regime unterdrückt meine Protagonist:innen. Sie sehnen sich nach dem Licht und kämpfen auch dafür.
Dennoch gibt es immer irgendwo einen Lichtfunken: Seien es andere, die sie auf ihrem Weg unterstützen oder ein neuer Gedanke, wie sie ihre Probleme lösen können.

Beim Lesen anderer Dystopien fällt mir ähnliches auf. Häufig ist das Setting düster und es gibt scheinbar keinen Ausweg. Doch die Charaktere kämpfen dafür, dass sich der Status quo ändert und die Hoffnungslosigkeit besiegt wird. All diese Aspekte liebe ich an Dystopien, auch wenn ich verstehen kann, dass gerade jetzt während der Pandemie, viele nicht noch mehr über Dunkelheit oder ein düsteres Setting lesen wollen.
Deshalb begann ich mich mit dem Hopepunk auseinanderzusetzen. Meine Hoffnung war, ein Genre für mich zu finden, indem ich mich austoben kann.

Düsteres Setting, trotzdem voller Licht und Hoffnung so habe ich meine Romane konzipiert

Mein Wunsch wäre ein phantastisches Genre – sowohl in Richtung Sciencefiction als auch Fantasy oder Steampunk – voller Hoffnung zu finden, indem es aber dennoch Konflikte gibt.
Die Welt sollte vielleicht märchenhaft sein, auf jeden Fall nicht zerstört. Viel Natur bzw. ein Leben in Einklang mit der Natur. Dazu eine Gesellschaftsstruktur, in der niemand unterdrückt wird und sich frei entfalten kann.
Für eine gute Geschichte braucht es zwar einen Konflikt, aber nicht jede Lösung muss mit Gewalt herbeigeführt werden. Wie wäre es denn mit Kreativität, Liebe oder einem guten Kompromiss?
Vielleicht passt der Begriff »Hopepunk« zu meinem Wunsch, vielleicht brauche ich eine andere Bezeichnung. Auf jeden Fall hat mir die Recherche dabei geholfen, eines meiner aktuellen Romanprojekte in eine andere Schublade zu schieben.

Neue Ideen

Dystopien sind derzeit kaum gefragt, aber dennoch möchte ich mein Projekt »Winterblume« endlich beenden und veröffentlichen. Winterblume ist allerdings keine klassische Dystopie. Weder ist die Welt zerstört, noch ist die Gesellschaftsstruktur, in der meine Protagonistin Scilla lebt, ein totalitäres Regime oder Ähnliches. Vielmehr lebt sie mit ihren Schwestern und ihrem Stamm in Einklang mit der Natur und in gegenseitigem Respekt. Der Konflikt beginnt, als Menschen einer anderen Lebensweise ihre Schwestern töten.

Der Tod ist ein hartes Mittel, weshalb ich lange Zeit Winterblume als Dystopie gesehen habe. Doch womöglich können die Hoffnung und die Einstellung der Charaktere am Ende eine friedliche Lösung bringen.
In Winterblume ist die Welt voller Leben und dadurch freundlich, auch wenn meine Charaktere diverse Hindernisse überwinden müssen, um an ihr Ziel zu gelangen.
All diese Punkte stimmen mich nachdenklich.

Mein Recherche-Fazit ist deshalb: »Schreib weiter, was dein Bauch dir sagt.«
Vielleicht ist es manchmal besser, ein Buch nicht in eine Schublade zu stecken, sondern vielmehr mehrere Möglichkeiten zuzulassen. Außerdem wandeln sich die Genres und neue Genre-Definitionen wie der »Hopepunk« entstehen. Manchmal sind Definitionen schwammig, aber die Bücher sind es deshalb noch lange nicht.

Wie denkst du über Hopepunk, Dystopien und Lichtern in Büchern?

Alles Liebe,

Laura Kier

P.s.: Mehr über Winterblume werde ich dir in den nächsten Monaten in meiner Phönixpost verraten. Derzeit steht erstmal meine Wolkenkatze oben auf meiner Überarbeitungsliste und Schmetterlingsleuchten (dafür brauche ich noch einen neuen Titel) schreibe ich vor Winterblume zu Ende.



Laura Kier

»Träume verändern die Zukunft. Doch erst wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!« Mit diesen Worten in Gedanken, schafft Laura Kier magische, mystische und vielleicht auch gefährliche Welten voller Abenteuer, die Lichtfunken in dein Leben tragen können. Sie lädt mit ihren Texten Leser:innen ein, den eigenen Träumen zu folgen. Neben dem Schreiben genießt sie die Natur, liebt das Leben und ist vielfältig kreativ unterwegs, wenn ihre beiden verspielten Katzen es erlauben.

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