Ideen und die Pausetaste

Published by Laura Kier on

Ein Projekt zu beenden, ist für mich persönlich sehr wichtig. Aber es gibt Situationen, wo ich einen Text zurück in die Ideenkiste lege, um ihn wachsen zu lassen.

Meine Ideenkiste

Sobald ich einen Blick in meine Ideenkiste werfe, staune ich oft und erinnere mich gerne daran, was ich alles »für später« dort notiert habe. Romane, Kurzgeschichten, sogar ein paar Inspirationen für Blogartikel oder meine Phönixpost habe ich dort gesammelt. Mittlerweile wäre ich vermutlich für mehrere Jahre beschäftigt, selbst wenn ich ein Projekt im Turbo nach dem anderen bearbeiten würde. Das ist für mich ein sehr beruhigender Gedanke. Es bedeutet nämlich, dass ich nicht zwingend darauf angewiesen bin, ständig neue tolle Ideen für Romane oder andere Texte zu haben. Wenn ich etwas Neues benötige, kann ich einen Blick in meine Ideenkiste werfen und dort ein passendes Projekt herausholen. Zudem kommen in unregelmäßigen Abständen neue Gedanken hinzu, die ich ebenfalls notiere.

Gut, tatsächlich ist es keine Kiste, sondern ich nutze das Tool »ClickUp«, um all meine Projekte zu sortieren. So weiß ich leicht, wo welche Idee steht und was ich damit ursprünglich geplant hatte. Bei meinen Schreibprojekten sieht das beispielsweise so aus:

Liste der verschiedenen Projekte von Laura Kier im Canban-Board von ClickUp

Meine Ideenkiste in ClickUp

Mir ist mittlerweile sehr wichtig geworden, dass ich Ideen lieber notiere, als sie direkt umzusetzen. Dadurch warte ich auf den passenden Zeitpunkt, bis sie sich richtig anfühlen und vor allem verzettele ich mich so weniger. Wenn ich ständig neue Projekte beginnen würde, schaffe ich es nie, einen Roman zu beenden. Das Problem hatte ich vor allem als Teenager und ungefähr bis ich Mitte zwanzig war. Die Anfänge und Ideenfetzen häuften sich, aber das Wort »Ende« landete unter kaum einer Rohfassung, geschweige denn schaffte, ein Buch zu veröffentlichen. Heute sieht das anders aus. Ich weiß, wie ich Bücher zu Ende schreibe und ein gedrucktes sowie digitales Buch daraus mache. Ein Projekt nach dem anderen schnappe ich mir deshalb aus meiner Ideenkiste und stelle es fertig. Deshalb überarbeite ich derzeit viele Altprojekte. Das dauert zwar, da ich stilistisch einiges nachbessern muss, aber ich freue mich, dass sie bald zu einem Buch werden.

Diese Ideenkiste voller Wunderwelten zu haben, beruhigt mich sehr. Ich kann neue Ideen dort hineinpacken und sie wachsen lassen, während ich ein anderes Projekt beende. So brauche ich bei einer Ideenflaute keine Angst zu haben, dass mir nichts einfällt.

Ideen geht die Luft aus

Während ich an einem Projekt arbeite, kann es allerdings geschehen, dass ich an einer Idee zweifle oder sie doch keinen Roman trägt, wie ich ursprünglich angenommen hatte. Das ist auch mit dem Projekt aus dem NaNoWriMo 2023 geschehen. Schon beim Schreiben der ersten 50.000 Wörter merkte ich, dass da etwas nicht stimmt. Ich konnte – und kann es auch immer noch nicht – den Finger nicht drauflegen, was das Problem bei diesem Projekt ist. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, es zunächst in die Ideenkiste zurückzulegen. Etwas Ähnliches habe ich bei meinem Roman »Nachtigall flieg« erlebt. Ursprünglich hatte ich überlegt, mit dem Projekt einen Versuch im Genre der Erotik zu wagen. Davon ist mittlerweile nichts mehr übrig geblieben. Der Roman wollte in eine andere Richtung. Lange hatte ich deshalb Mühe, ihn zu schreiben. Doch auch, als ich zuließ, dass es eben keine Erotik, sondern etwas anderes wird, wollte »Nachtigall flieg« sich nicht flüssig schreiben lassen. Das ist für mich eher untypisch und ein deutliches Zeichen dafür, dass ich entweder in eine falsche Richtung abgebogen bin oder der Roman noch andere Ideen benötigt, um zu dem zu werden, was er sein soll.

Für gut sechs Jahre legte ich die ersten zehn Kapitel in die Schublade und wartete darauf, dass das Projekt in mir weiter wächst. Ich weiß nicht genau, welcher Funke es war, der mich schließlich dazu brachte, »Nachtigall flieg« zu beenden. Aber 2020 wusste ich, dass es jetzt funktioniert. Und das tat es. Ich beendete die Rohfassung noch im selben Jahr.

Seit dieser Erfahrung weiß ich: Wenn ein Projekt hakt und sich falsch anfühlt, packe ich es zurück in die Ideenkiste. Dann lasse ich es wachsen und hole es heraus, sobald es sich wieder richtig anfühlt. »Nachtigall flieg« habe ich im August 2022 veröffentlicht und ich bin richtig zufrieden, wie sich die ursprüngliche Idee entwickelt hat. Jetzt gefällt mir der Roman und ich hoffe, ich kann auch viele Leser:innen mit der Geschichte um Sabrina, den Geist Jonas und den Schriftsteller Theo begeistern.
Es hat sich für mich ausgezahlt, Geduld zu haben. Manchmal funktionieren Ideen nicht so, wie ich ursprünglich gehofft habe oder sie tragen einen Text nicht weit genug. Aber deshalb würde ich diese Funken niemals komplett aufgeben. Oft ist einfach noch nicht der passende Augenblick gekommen. Vielleicht muss ich auch noch mehr Erfahrungen machen, bevor ich eine Geschichte so erzählen kann, wie sie es benötigt.

Dem Weg folgen

Ja, ich bin ein Verfechter davon, einen Text zu beenden. Trotzdem habe ich selbst erlebt, dass es manchmal hilfreich sein kann, ein Projekt in die Schublade zurückzulegen und auf einen passenderen Zeitpunkt zu warten. So ist es manchmal auch möglich, eine Ideenflaute wieder in einen starken Wind zu verwandeln. Ich höre dabei vor allem auf mein Gefühl. Manche Texte brauchen es, dass ich über eine Hürde hinweg schreibe und sehe, wohin die neue Richtung mich führt. Häufig funktioniert dieser Weg. Doch wenn ich nur noch »über Probleme hinweg schreibe« und sich jedes Wort falsch anfühlt, dann ist die Zeit für eine Projektpause gekommen.

Ich brauchte allerdings die Gewissheit, dass ich Romane beende, wenn ich sie zurücklege. Erst seit ich weiß, dass ich an sich kein Problem damit habe, den Bogen vom Anfang bis zum Ende zu spannen – und eben nicht nur Anfänge schreibe – kann ich mit gutem Gewissen ein Projekt für längere Zeit einfrieren und mich gedulden, dass es sich weiter entwickelt. Lange Zeit konnte ich nämlich nur gut Anfänge schreiben und habe bei den ersten Hürden das Handtuch geworfen. Solche Hürden bringen mich mittlerweile nicht mehr aus der Fassung. Stattdessen nutze ich verschiedene Möglichkeiten, um das Projekt dennoch weiterzuschreiben. Daraus habe ich für mich eine Art Checkliste entwickelt, wie ich beim Schreiben mit Hürden umgehe:

  • Es stockt? Zu einem Punkt zurückgehen, wo es sich noch gut anfühlte. Einen derartigen Punkt gibt es nicht? Dann läuft etwas grundlegend falsch mit dem Text!
  • Wenn ich nicht weiß, wie es weitergehen soll, mache ich für den Tag stopp, gehe raus, mache etwas ganz anderes – Hausarbeit, Gartenarbeit und monotone Tätigkeiten sind besonders hilfreich – und lasse meine Gedanken schweifen. Oft fällt mir etwas ein. Wenn nicht, gibt es Methoden wie Brainstorming, StoryCubes, Karten zum Ziehen, Gespräche mit anderen und viele weitere Möglichkeiten. Alternativ zurückgehen, wo die Story noch funktionierte und in eine andere Richtung abbiegen.
  • Ich langweile mich, weil zu wenig passiert. Besonders dann suche ich neue Ideen und sehe zu, dass mir beim Schreiben nicht mehr langweilig ist. Wenn ich mich langweile, werden es bestimmt auch meine Leser:innen langatmig finden. Das ist keine Option, also ändere ich etwas. Wenn mich aber der gesamte Text bislang langweilt, dann läuft grundlegend etwas schief.
  • Die Charaktere machen, was sie wollen und nicht, was sie sollen! Oh, jetzt beginnt für mich der Spaß beim Schreiben, weil sich dann die Geschichte von selbst schreibt und ein Eigenleben entwickelt. Ein solches Projekt wird möglichst zügig weitergeschrieben.

Am Ende ist es mein Gefühl, das entscheidet, wie ich mit Hürden in einem Projekt umgehe. Komplett aufgeben und ein Projekt löschen käme für mich nie infrage. Auch in falschen Abzweigungen können hilfreiche Funken versteckt sein. Deshalb speichere ich Outtakes und diverse Zwischenversionen, um nichts zu verlieren. Und falls mich mal die Motivation verlässt, habe ich dafür auch noch ein paar Hilfsmittel: Motivation wiederfinden.

Welten entstehen lassen

All diese Möglichkeiten schenken mir Sicherheit und Freiheit. Ich fühle mich sicher, weil ich weiß, dass die Entscheidung, ein Projekt zu pausieren weder heißt, dass ich versagt hätte noch, dass diese Entscheidung final ist. Ich kann es jederzeit aus der Schublade zurückholen. Gleichzeitig bedeutet es Freiheit, weil ich mir sagen kann: »Jetzt nicht. Für den Augenblick passt ein anderes Projekt besser.«

Bei meinen Projekten sehe ich trotzdem zu, dass ich sie nur zur Seite lege, wenn es die beste Entscheidung für diese Idee ist. Sonst kann es nämlich passieren, dass ich mich verzettle und kein Projekt mehr beende. Durch den NaNoWriMo 2023 habe ich es wieder erlebt. Ich wollte ein neues Projekt beginnen, um mal wieder von 0 bis 50.000 (und mehr) im November zu schreiben. Deshalb habe ich ein anderes Projekt pausiert. Doch die Dystopie »Schneegeflüster« zickte und frustrierte mich mehr und mehr. Danach fiel es mir sehr schwer, wieder in meine für den NaNoWriMo pausierten Projekte einzusteigen. Auch daraus habe ich etwas für mich gelernt: »Wenn ein Projekt läuft, schreib es zu Ende. Ein NaNoWriMo oder ein anderes Event ist nicht so wichtig wie ein fertiger Roman.«

Und jetzt setze ich mich hin, hole ein pausiertes Projekt nach dem anderen aus der Schublade, und freue mich darauf, wieder flüssig zu schreiben. Es warten viele faszinierende Ideen auf mich. Unter »aktuelle Projekte« (klick hier), habe ich notiert, was sich bei mir angesammelt hat. Eins nach dem anderen wird jetzt fertiggestellt und veröffentlicht.

Dir wünsche ich, dass du deinen Träumen folgst, aber auch erkennst, wenn ein Traum noch weiterwachsen muss, bevor du ihn realisieren kannst. Pause heißt schließlich nicht aufgeben. Gleichzeitig wünsche ich dir den Mut, durchzuhalten, wenn es schwierig wird und trotzdem unbeirrt deinem Weg zu folgen. Hör auf dein Gefühl, ob eine Pause oder weitermachen, für dich richtig ist.

Alles Liebe

Laura Kier



Laura Kier

»Träume verändern die Zukunft. Doch erst wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!« Mit diesen Worten in Gedanken, schafft Laura Kier magische, mystische und vielleicht auch gefährliche Welten voller Abenteuer, die Lichtfunken in dein Leben tragen können. Sie lädt mit ihren Texten Leser:innen ein, den eigenen Träumen zu folgen. Neben dem Schreiben genießt sie die Natur, liebt das Leben und ist vielfältig kreativ unterwegs, wenn ihre beiden verspielten Katzen es erlauben.

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